Georges Bizet hat in seinem kurzen Leben recht viel komponiert, aber die meisten Stücke sind kaum bekannt und fristen ihr Dasein im Schatten von ‘Carmen’ und ‘Arlésienne’. Mit Ausnahme der ‘Petite Suite’ mit ihren reizvoll-eingängigen Melodien werden auch die Kompositionen dieser CD nur selten aufgeführt. Das längste Werk ist die Symphonie ‘Roma’, deren Komposition- und Revisionsgeschichte so verworren ist, dass heute immer noch die skurrilsten Bezeichnungen für die Kompositionen zu finden sind. Dabei hat die Musikwissenschaft herausgefunden, dass Bizet das Werk durchaus als absolute Musik ansah und die Bezeichnung ‘fantaisie symphonique’, die bei der Uraufführung von nur drei Teilen der Komposition zu Lebzeiten Bizets verwendet wurde, nach der letzten Revision genau so wenig haltbar ist als es die Untertitel ‘Jagd’, Prozession’ und ‘Karneval’ sind.
Das alles kann uns nicht darüber hinweg sehen lassen, dass die Symphonie kein Meisterwerk ist und dennoch einen guten Eindruck hinterlässt, weil Jean-Luc Tingaud sie mit viel Frische und Eleganz gestaltet und sie von jedem Pathos befreit. Das gelingt nicht in der schrecklichen Ouvertüre ‘Patrie’, weil dieses Stück eben wirklich schlechte Musik ist, aber die ‘Marche funèbre’, die Ouvertüre und die ‘Petite Suite’ sind in sehr feinen, farbigen und spontanen Interpretationen zu hören. Unter dem Strich bleibt eine deutlich positive Bilanz, in der die Investition des Dirigenten und die darauf erfolgende Reaktion des Orchesters einen großen Anteil haben.
One could not find a better recording in defence of Bizet’s symphonic music then the one of this Naxos CD. Jean-Luc Tingaud might not rescue all of the compositions – nobody would be able to make a masterwork of a piece like Patrie -, but the fresh and spontaneous performances that we can hear make this a worthwhile sand recommendable production.