Jonny; Erwin Schulhoff: Hot-Sonate für Saxophon & Streichquartett; Adolf Busch: Quintett für Saxophon & Streichquartett op. 34; Anton Webern Quartett op. 22; Ernst Krenek: Suite aus Jonny spielt auf; Paul Hindemith: Trio op. 47; Kurt Weill: Die Dreigroschenoper (Ausz.); Asya Fateyeva (Saxophon), Florian Donderer (Violine), Emma Yoon (Violine), Yuko Hara (Viola), Tanja Tetzlaff (Cello), Stepan Simonian (Klavier), Shirley Brill (Klarinette); 1 CD Berlin Classics 301312 BC; Aufnahme 02/2019, Veröffentlichung 28/02/2020 (72'28) - Rezension von Remy Franck
In den Zwanzigerjahren erlebte das Saxophon seine Blütezeit. Und genau dorthin nimmt uns die die Saxophonistin Asya Fateyeva mit. Das Album Jonny bezieht seine Titel von Ernst Kreneks Zeit- und Jazzoper ‘Jonny spielt auf’. Doch Asya Fateyeva hat vor allem ein kontrastreiches Programm zusammengestellt. Sie sagt: « Mich reizt […] besonders, wie unterschiedlich die Komponisten die Musik als jeweils eigene Sprache und Weltanschauung benutzen. Fast hat man das Gefühl, dass zwischen ihnen doch ein paar Jahrhunderte liegen müssen. Bei Adolf Busch, Paul Hindemith und Anton Webern tritt das Saxophon als Medium auf, quasi als klangliches Mittel zum Zweck. Erwin Schulhoff, Kurt Weill und Ernst Krenek verwenden es besonders als Ausdruck des Zeitgeistes und als Sprachrohr der Bitterkeit, des Sarkasmus und ambivalenten Verhältnisses zum Leben und Tod in den 1920er Jahren.“
Und so entstand eine CD, die die Saxophonliebhaber sowie die Liebhaber moderner Musik interessieren wird, die aber eigentlich für jeden Musikliebhaber von Interesse sein sollte: Sie enthält nur Musik mit einem sehr großen M in absolut faszinierenden Interpretationen.
Nach den vier Sätzen der Hot Sonate von Erwin Schulhoff ist das Quintett des deutsch-schweizerischen Dirigenten, Geigers und Komponisten Adolf Busch einer der großen Gewinner der Frischzellenkur, die Fateyeva und ihr handverlesenes Ensemble ihrem Programm angedeihen lassen.
Nach Anton Weberns exquisitem, wenn auch sehr kurzem Quartett folgt eine spannende und in ihrer Nonchalance köstliche Suite aus ‘Jonny spielt auf’.
Gewinnbringend wird auch Paul Hindemiths Trio op. 47 interpretiert, dessen Arioso zwischen rhythmischen Teilen direkt geheimnisvoll wirkt.
Die Berlin-Classics-CD endet mit den bekanntesten Musikstücken aus Kurt Weill’s Dreigroschenoper, die Dirk Beisse zu einer Suite für Saxophon, Streichquartett und Klavier transkribiert hat. Diese Suite erlangt hier ein gar feines Eigenleben. Fateyeva und ihre Partner fangen den ansteckenden Geist dieser Musik sehr gut und stilvoll ein.
Und wenn vorhin von einer Frischzellenkur die Rede war, so muss ebenso sehr betont werden, dass diese sich nicht in reiner Kraft, sondern mit einem ständig sehr hohen Qualitätsanspruch äußert.
The saxophone experienced its heydays in the twenties. And that’s where saxophonist Asya Fateyeva takes us with this program. The album’s title comes from Ernst Krenek’s ‘Jonny spielt auf’. Asya Fateyeva has put together a programme full of contrasts. She says: “I am totally fascinated by the different ways in which composers use music to talk their own language and express their own world-view. You almost have the feeling that there must be a few centuries separating them. Adolf Busch, Paul Hindemith and Anton Webern treat the saxophone as a sonic medium, virtually as a means to an end. Erwin Schulhoff, Kurt Weill and Ernst Krenek employ it essentially to express the zeitgeist and to voice the bitterness, the sarcasm and the ambivalent attitude towards life and death that marked the 1920s. »
And so a CD was created which should actually be of interest to every music lover, great music in absolutely fascinating interpretations.
After the four movements of Erwin Schulhoff’s Hot Sonata, the quintet of the German-Swiss conductor, violinist and composer Adolf Busch is one of the big winners of the live-cell therapy, which Fateyeva and her hand-picked ensemble have added to their program.
After Anton Webern’s exquisite, albeit very short quartet follows an exciting and in its nonchalance delicious suite from ‘Jonny spielt auf’.
There is also a good account of Paul Hindemith’s Trio op. 47, whose arioso, embedded in the more rhythmic music, becomes quite mysterious.
The CD is ending with Kurt Weill’s most famous work, which Dirk Beisse transcribed into a suite for saxophone, string quartet and piano. This suite attains an even finer life of its own here. Fateyeva and her partners capture the infectious spirit of this music very well and with style.
And if there was talk earlier of a live-cell therapy, it must be said just as strongly that this does not generate just power but comes a constantly very high standard of quality.