Kennen Sie den Schweizer Komponisten Fritz Brun? Nein? Dann legen Sie sich unbedingt diese 11 CDs starke Box mit seinen sämtlichen Orchesterwerken zu. Brun lebte von 1858 bis 1959 und schrieb u.a. 10 Symphonien. Seine Musiksprache ist vielseitig und eigenständig, wenn man auch regelmäßig die Einflüsse von Schumann und Bruckner merkt. Trotzdem entwickelt Brun seine Einfälle sorgsam, so dass wir in seiner Musik mal leichte Gestik, mal augenzwinkernden Scherz oder mal dramatisch-expressiven Ausdruck finden. Ergänzt werden die 10 entdeckungswerten Symphonien von Orchesterliedern, Chorwerken, einem Klavier und einem Cellokonzert, sowie anderen orchestralen Einzelwerken. Wir empfehlen diese Box allerdings in erster Linie wegen der an sich originellen Musik, die sehr oft hellhörig macht, allerdings nicht die Qualität besitzt, um sich einen Platz im Repertoire zu sichern.
Auf interpretatorischem Plan wäre sicher noch eine Menge Luft nach oben gewesen. Der Schweizer Dirigent Adriano dirigiert geradlinig und sicher, ohne aber die Raffinessen heraus zu kitzeln, die Bruns Musik zusätzlich verdient hätte, oder gar die Orchester zu einem dynamischen, lebendigen Spiel anzufeuern. Und so spielen die Musiker des Moscow Symphony Orchestra und des Bratislava Symphony Orchestra dann auch quasi nur vom Blatt, ohne sich sonderlich viel Mühe zu geben oder gar vom Dirigenten herausgefordert zu werden. Viel zu zahm, viel zu trocken und ohne jeglichen Anflug von Brillanz erwartet den Hörer so nur eine recht bescheidene Interpretation.
Die Aufnahmequalität ist wie das Spiel der beiden Klangkörper ebenfalls mittelmäßig und vermag an keiner Stelle der Klangwelt von Bruns Musik wirklich gerecht zu werden. Interessant und interpretatorisch viel besser sind die zusätzlichen Aufnahmen der 8. Symphonie mit dem Studio-Orchester Beromünster unter Fritz Brun und der Variationen für Streichorchester & Klavier über ein eigenes Thema mit Adrian Aeschbacher am Klavier und dem Collegium Musicum Zürich unter dem legendären Paul Sacher. Beides sind historische Aufnahmen aus dem Jahre 1946. Alles in allem aber macht diese Box Spaß, weil der Hörer wirkliches Neuland im Sinne der großen romantischen Tradition entdecken kann.