Die Englischen Suiten – eine der bekanntesten Werksammlungen für Tasteninstrumente Johann Sebastian Bachs – sind nicht im Original überliefert. Dank einer Schenkung der britischen Unternehmerfamilie Kohn sind die ältesten Abschriften der Suiten nun in Leipzig vereint und erstmals öffentlich zugänglich: Ab dem 2. Februar werden die vier Manuskripte von der Hand des Bach-Schülers Heinrich Nikolaus Gerber in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig gezeigt.
Den um 1724/25 von Bachs Privatschüler Heinrich Nikolaus Gerber in Leipzig angefertigten Abschriften von vier der Suiten kommt eine besondere Bedeutung zu: Es handelt sich um die frühesten bekannten Quellen der Kompositionen, die direkt unter den Augen des Thomaskantors entstanden sein müssen.
Die Handschriften Gerbers galten jahrzehntelang als verschollen. Später befanden sie sich im Privatbesitz des britischen Pharmakologen, Musikers, Bach-Liebhabers und Mäzens Ralph Kohn (1927–2016), der in Leipzig als Kind eines jüdischen-orthodoxen Textil-Kaufmanns geboren wurde. 1933 musste Ralph Kohn mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten aus Leipzig fliehen, blieb seiner Geburtsstadt und ihrer reichen Musiktradition jedoch Zeit seines Lebens emotional verbunden.