Genesis 1757; Franz Xaver Richter: Streichquartette op. 5; CasalQuartett (Corinne Chapelle, 1. Violine; Rachel Späth, 2. Violine; Markus Fleck, Viola; Andreas Fleck, Cello); 2 SACDs SoloMusica SM 184; 10/12 (116'21) – Rezension von Remy Franck

Das 1996 gegründete ‘CasalQuartett’ präsentiert ein Programm von den Anfängen des Streichquartetts mit Franz Xaver Richters Opus 5, dessen Entstehung heute noch umstritten ist. Veröffentlicht wurden die Quartette 1768, aber es gibt Hinweise darauf, dass sie eventuell wesentlich früher entstanden sein könnten, nämlich um 1756/57. Demnach wären Richters Quartette noch vor Haydns ersten Werken dieser Gattung entstanden. Doch kann das stimmen? Ist diese Musik stilistisch mit der frühen Entstehungszeit zu vereinbaren? Richter wäre in dem Fall ein singulärer Neuerer, ja ein Avantgardist gewesen. Wo sonst wären Stücke mit derart gleichberechtigten Streichern zu finden? Wo sonst hätte es 1757 eine solche Quartett-Sprache gegeben?

Wie dem auch sei, die sieben Quartette (neben der Nummer 5 gibt es eine 5b) sind jetzt erstmals alle auf zwei Platten zu hören, und das Musikwissenschaftliche tritt schnell in den Hintergrund, wenn man sich diese Werke anhört. Das ‘CasalQuartett’ spielt sie handwerklich überlegen, mit scharfer Klarheit, klanglich sehr ausgeglichen und doch rhythmisch sehr temperamentvoll, mit kräftigen Akzenten und einer Dynamik, durch die die Musik ungemein rhetorisch wird und die unerschöpfliche melodische Einfallskraft des Komponisten sowie seine manchmal wirklich ungewöhnlichen Verzierungsmittel unter Beweis stellt.

Exceptionally masterful Quartets by Franz Xaver Richter in outstanding performances.

 

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