Wer diese Musik nicht kennt, wird als Komponisten kaum Kurt Weill identifizieren: die beiden Kompositionen des Busoni-Schülers sind wenig bekannt und entstammen einer ganz anderen Welt, als jener seiner späten Bühnenwerke, die nach seiner Auswanderung aus dem Nazi-Deutschland entstanden. Es sind aber ernst zu nehmende, ja sogar richtig interessante und gute Kompositionen, und es ist unglaublich, dass sie so wenig gespielt werden. Das gilt so gut für die angenehm melodische und rhythmische Zweite Symphonie von 1934 wie für das zehn Jahre zuvor komponierte Violinkonzert.
Jac van Steen und das Ulster Orchestra liefern von der Symphonie eine pulsierende und farbige Interpretation, die sich von der etwas schärferen und insgesamt spannenderen Lesart der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Antony Beaumont unterscheidet und letzlich etwas unterhaltsamer und charmanter klingt.
Das Violinkonzert des jungen Kurt Weill gehört ebenfalls nicht zum Standardrepertoire, aber das ungewöhnliche Werk, für Geige, Blasorchester und Schlagzeug geschrieben, ist durchaus hörenswert. Tamas Kocsis spielt es virtuos, freilich ohne sich mit vordergündiger Brillanz zufrieden zu geben. Sowohl der Solist als auch die Bläser des Ulster Orchestra werden dem Farbenreichtum und der dynamischem Vielfalt des Werks vollauf gerecht. Ich finde den ersten, sehr kontrastreich aufgebauten Satz sehr spannend, und das kapriziöse Notturno mit seinen Xylophon-Kapriolen ist nicht weniger attraktiv. Die Serenade wird mit einer berührenden Zärtlichkeit gespielt, während das Finale durch einen hinreißenden Schwung gefällt.
Die Tonaufnahmen beider Werke sind räumlich und sehr präsent.
Those who do not know this music will hardly identify Kurt Weill as the composer: the two compositions of the Busoni pupil are little known and come from a completely different world than that of his late stage works, which were written after his emigration from Nazi Germany. But they are serious, even genuinely interesting and good compositions, and it is incredible that they are so little played. This is as true of the pleasantly melodic and rhythmic Second Symphony of 1934 as it is of the Violin Concerto composed ten years earlier.
Jac van Steen and the Ulster Orchestra deliver a vibrant and colorful interpretation of the symphony that differs from the somewhat sharper and altogether more exciting reading by the Deutsche Kammerphilharmonie Bremen under Antony Beaumont, and sounds altogether a bit more charming.
The Violin Concerto by the young Kurt Weill is also not part of the standard repertoire, but the unusual work, written for violin, wind orchestra and percussion, is well worth hearing. Tamas Kocsis plays it virtuously, admittedly without settling for superficial brilliance. Both the soloist and the Ulster Orchestra winds do full justice to the work’s richness of color and dynamic variety. I find the first movement, with its rich contrasts, very exciting, and the capricious nocturne with its xylophone capers is no less attractive. The Serenade is played with a touching tenderness, while the finale pleases with a ravishing élan.
The sound recordings of both works are spacious and very present.