Selten zu hörende Klavierkonzerte werden auf dieser CD gespielt, selbst wenn Paderewskis Opus 17 das bekannteste Werk des Polen ist und auch bereits in guten Aufnahmen vorliegt. Das Werk des 18-Jährigen ist in allen Hinsichten erstaunlich: es fällt auf durch einen reichen Klang, eine brillante Pianistik und viel Leidenschaft. Camille Saint-Saëns, dem der junge Komponist das Konzert vorspielte, sagte: « Da gibt es nichts zu ändern. Sie können es spielen, wann immer Sie wollen. Es wird den Leuten gefallen. Es ist durchaus aufführungsreif. Sie brauchen keine Angst zu haben, ich versichere es Ihnen.“ Der Franzose hatte Recht: Die von Hans Richter dirigierte Uraufführung hatte unmittelbaren Erfolg, aber im Laufe der Jahre nahm das Interesse an dem Werk ab.
Erfolg sollte jedoch diese CD haben, denn Nelson Goerner ist ein Pianist mit makelloser Technik und einem absolut hinreißenden gleichermaßen warmen und nie harten Klang, perfekter Phrasierung und einem Charisma, das dem Werk eine Krone aufsetzt. Nicht weniger Lob verdienen Jacek Kaspszyk und sein Orchester, die Goerner in einen genau so opulenten wie fulminanten Klangmantel hüllen.
Das nicht ganz so geschmeidige Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 des Italieners Giuseppe Martucci (1856-1909) bietet Goerner die Gelegenheit, virtuos zu glänzen, und Kaspszyk holt aus der ‘Sinfonia Varsovia’ ebensoviel Begeisterung und Fulminanz heraus als dem Rundfunkorchester aus Kattowitz.