Der kunstbeflissene König Alfons X. von Leon und Kastilien hat eine unschätzbare Sammlung von Marienliedern zusammengestellt, die in der Musikgeschichte ihresgleichen sucht. Zu Recht wird dieser kluge Herrscher aus dem 13. Jahrhundert ‘der Weise’ genannt. Die ‘Cantigas de Maria’ sind vorwiegend mittelalterliche Troubadour-Lieder in galizischer Sprache, die hier erstmals schriftlich erfasst sind.
Der Tonfall ist meistens volkstümlich und durchweg erzählerisch. Der maurische Einfluss und die Nähe zur arabischen Welt sind nicht zu überhören. Das Quartett um die Sopranistin Hana Blazikova macht aus diesen schlichten Gebeten kleine funkelnde Perlen.
Wir erleben eine Musik, die aus der Stille heraus entsteht, die unaffektiert und ungekünstelt vorgetragen wird. Die mittelalterlichen Instrumentallinien und die authentischen Rhythmen werden nie pointiert gezeichnet, nicht in eine Alibi-Funktion authentischen Musizierens gedrängt. Es ist die Natürlichkeit, die diese Interpretation so hinreißend, bezaubernd macht, und ganz gewiss auch die strahlende Stimme von Hana Blazikova, ein Sopran von seltener Reinheit und Klarheit.