Die Bratschistin Dana Zemtsov rückt auf ihrer jüngsten Einspielung fünf Werke von vier Komponisten aus den Niederlanden ins Rampenlicht, wo sie unverständlicherweise sonst nur selten zu finden sind. Den Werken ist gemein, dass sie Bezüge auf alte Formen nehmen und dafür zeitgenössische Ausdrucksmittel finden. Henk Badings’ Violakonzert etwa ist formal klassisch dreisätzig, agiert aber im ersten Satz mit einer Zwölfertonreihe, die zeitweilig sogar in eine noch weiter differenzierte, 31-tönige Reihe übergeht. Weiteres Merkmal der Moderne sind gegeneinander stehende Taktarten. Ähnlich geht Badings (1907-1987) in der Sonate vor.
Bei Arne Werkman (*1960) verrät schon der Titel den Bezug auf die Tanzform der Pavane, die er dann zeitgenössisch füllt. Bei Jan Koetsier (1911-2006) hört man mit Bezügen zur Musik von Hindemith, Mahler und Strauss seinen über viele Jahre reichenden Lebensmittelpunkt in Berlin und München heraus. Noch im romantischen Geist schwebt die Arietta von Henriette Bosmans (1895-1952).
Zemtsov, die schon wiederholt mit spannungsreichen Aufnahmen zu vernehmen war, gibt auch hier wieder eine tadellose Visitenkarte ihre Fähigkeiten ab. Technisch mit allen Wassern gewaschen, widmet sie sich mit Hingabe den hier vorgestellten Kompositionen und zeigt so, dass ihre Schatzsuche erfolgreich belohnt wurde. Dabei gelingt es ihr, ihre Interpretationen so zu gestalten, dass trotz der mitunter moderneren Gestaltung keine Animositäten aufkommen. Stimmungsvoll, egal, ob mit Orchester oder Klavier als Partner, gelingen ihre Interpretationen.
Ihre ständige musikalische Begleiterin Anna Fedorova schreitet dabei diesen Weg ebenso wie das jetzt Phion Orchester der Regionen Gelderland & Overijssel heißende Ensemble unter der Stabführung von Shizuo Kuwahara im Gleichschritt voran, so dass eine engmaschige Verbindung ein feines Netz aus Musik schafft. So ist eine sehr lohnende Entdeckung zustande gekommen.
On her latest recording, violist Dana Zemtsov brings five works by four composers from the Netherlands into the spotlight, where they are incomprehensibly rarely found. The works have in common that they take references to old forms and find contemporary means of expression for them. Bading’s Viola Concerto, for example, is formally in three movements, but in the first movement it uses a twelve-tone row, which at times even changes into a more differentiated 31-tone row. Another characteristic of modernism is the use of contrasting time signatures. Badings proceeds similarly in the sonata.
In Arne Werkman’s work, the title already reveals the reference to the dance form of the Pavane, which he then fills in a contemporary way. Koetsier’s references to the music of Hindemith, Mahler and Strauss reveal his long years of living in Berlin and Munich. Henriette Bosmans’ Arietta still floats in the Romantic spirit.
Zemtsov, who has already been heard repeatedly with exciting recordings, again gives an impeccable business card of her abilities. Technically up to the task, she devotes herself with dedication to the compositions presented here, demonstrating that her treasure hunt has been successfully rewarded. In doing so, she succeeds in shaping her interpretations in such a way that no animosities arise despite the sometimes more modern forms. Atmospheric, whether with orchestra or piano as partner, her interpretations are really successful.
Her constant musical companion Anna Fedorova follows this path in step, as does the ensemble now called Phion Orchestra of the Regions Gelderland & Overijssel under the baton of Shizuo Kuwahara, so that a close-meshed connection creates a fine web of music. So, this is a very rewarding discovery.