Welcher Musikfreund meiner Generation erinnert sich nicht mit Freude und Nostalgie an die großartigen Decca-Opernaufnahmen aus den Sechziger-, Siebziger- und Achtzigerjahren. Nun, diese Neuaufnahme knüpft nahtlos an die Qualität der Vergangenheit an.
Die vorliegende Opernaufnahme von Nicola Porporas ‘Germanico in Germania’ erinnert in Sachen Klangästhetik und musikalische Virtuosität sowie sängerische Intelligenz an die herausragenden Decca-Produktionen von damals.
Porporas unwahrscheinlich lebendige Musik ist ein regelrechtes Feuerwerk an Virtuosität und musikalischen Einfällen. Die Arien sind wundervoll konzipiert und regelrecht mitreissend. Und bei einer Gesamtspielzeit von 3 Stunden ist das ein reines Hörvergnügen. Und die Musik ist dermaßen toll und akrobatisch, dass man sich immer wieder fragt, wie ein Sängerensemble das live überhaupt zu gestalten vermag. Vielleicht ein Grund dafür, dass es bisher keine Gesamteinspielungen von diesem Wunderwerk der Opernliteratur gibt. Decca schickt hier dann ein Sängerteam ins Rennen, das schwerlich zu überbieten ist und einfach grandiosen Gesang bietet. Allen voran Julia Lezhneva und der Countertenor Max Emanuel Cencic in der Titelrolle, gefolgt von Mary-Ellen Nesi, Juan Sancho, Dilyara Idrisova und Hanaa Bennani.
Die zum Teil wild, forsch und ungemein virtuos aufspielende ‘Capella Cracoviensis’ unter Jan Tomasz Adamaus lässt den Geist Georg Soltis wieder aufleben, und das will etwas heißen.