Lasse Thoresen: Sea of Names, Stages of the Inner Dialoque, With an Open Hand or a Clenched Fist, Solspill, Invocation of Crystal Waters, Interplay; Maiken Mathisen Schau, Flöte, Trond Schau, Klavier; 1 SACD 2L 127; Aufnahmen 9/2015, Veröffentlichung 9/2016 (71'07) – Rezension von Uwe Krusch
Der norwegische Komponist Lasse Thoresen stellt sich hier mit zwei Duowerken für Flöte und Klavier sowie einem Stück für Flöte solo, den übrigen für Klavier solo, vor. Seine wesentlichen Inspirationsquellen sind die skandinavische Volksmusik, die er in zeitgenössischer Weise umsetzt sowie die Texte der ‘Bahá’í’-Religion, die er in vielen seiner Werke verwendet. Außerdem hat er die Ähnlichkeit der Technik und Ausdrucksformen der historisch orientierten Aufführungspraxis mit denen der Volksmusik festgestellt.
Die beiden Duowerke bilden den Rahmen. ‘Sea of Names’ meditiert über den Verlust eines nahestehenden Familienmitgliedes. Seine Herausforderung war, trotz der kompositorischen Vorgaben Freiräume für improvisierfreundliche Passagen zu lassen.
‘Interplay’, das andere Duostück, ist als Auftragswerk entstanden. Sein Lehrer, Finn Mortensen, übertrug ihm aus gesundheitlichen Gründen die Aufgabe. Herausgekommen ist ein Wettbewerb zwischen musikalischen und emotionellen Extremen.
Das Flötenstück ‘With an Open Hand or a Clenched Fist? ist ebenso eine Schilderung heftiger Gefühlswelten wie auch eine allerdings spielbare technische Herausforderung für den Bläser.
‘Stages of the Inner Dialoque, Solspill’ (Sonnenspiel) sowie ‘Invocation of Cristal Waters’ haben andere außermusikalische Hintergründe. In Stages hat der Pianist ein persönliches Problem mit sich selbst darzustellen. Die anderen Werke nehmen Bezug auf die Natur. Im Sonnenspiel werden Fotos eines Naturfotografen musikalisch untermalt. Griegs Vorliebe für die norwegische Natur, insbesondere das allgegenwärtige Wasser, und die Verarbeitung dieser Eindrücke in der Musik, gab die Anregung für ‘Invocation’, in der verschiedene Situationen im Wasser unterschiedliche improvisatorische Freiheiten für den Solisten eröffnen.
Die beiden Musiker geben sowohl solistisch als auch im Duo ein eindrückliches Plädoyer für Thoresens Musik. Bei der Flötistin gefällt besonders der warme runde Ton, der Pianist glänzt mit perlenden Ketten. Ihnen gelingt es, sowohl die schönen Seiten norwegischer Natur zum Leuchten zu bringen als auch die emotionalen Ausbrüche darzustellen.
