Aufgrund der Alliteration der Namen Britten und Bruch mag man die Kombination der beiden Violinkonzerte als Paarung sehen. Von ihrer Ausgestaltung her stehen sich die beiden Werke eher gegenüber. Erklingt Brittens Konzert eher aggressiv rhythmisch, wie in Vorkriegszeiten entstanden, so bietet das Werk von Bruch Trost. Und auch darin unterscheiden sie sich, Bruch wird gern und ständig aufgeführt, Britten noch eher selten. Diese Gegensätze haben den Solisten Kerson Leong, der wie alle die jüngsten Krisenjahre erlebt hat, angeregt, diese Gegenüberstellung zu wagen. Dazu kommt noch als Brücke das Werk In Memoriam von Bruch.
Leong bewegt sich, wie nicht anders zu erwarten, auf technisch absolut sicherem Grund durch das Programm. Doch bietet er auch weit mehr, nämlich eine durchweg intensive klangliche Auseinandersetzung, die nur punktuell ein wenig aufgesetzt erscheint. Mit rundem großem Ton rückt er der Musik auf den Leib. Trotz aller Dichte wirkt sein Spiel nicht affektiert, eben eher bedrängend.
Damit erreicht er bei Britten die wohl intendierte Rauheit ebenso wie das für den Uraufführungssolisten Antonio Brosa eingeflossene spanische Kolorit. Bei Bruch kostet er die Schönheit des allseits beliebten Werks aus. Er befreit es mit seinem immer auf den Fortgang ausgerichteten Spiel auch von mancher Schmonzette, ohne deswegen den romantischen Charakter auszublenden. So zeigt er einerseits seinen Stil wie auch die unterschiedlichen Ausprägungen der Werke deutlich auf.
Das Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Patrick Hahn, der zur Spielzeit 2021/22 als jüngster Generalmusikdirektor im deutschsprachigen Raum in Wuppertal ernannt wurde, bietet eine dem Spiel des Solisten angeglichene Spielweise, die Saft und Kraft ebenso wie strukturelle Transparenz hören lässt.
Because of the alliteration of the names Britten and Bruch, one might see the combination of the two violin concertos as a pairing. In terms of their arrangement, the two works are rather opposed to each other. If Britten’s concerto sounds rather aggressively rhythmic, as if composed in pre-war times, Bruch’s work offers consolation. And even in this they differ; Bruch is readily and constantly performed, Britten still rather seldom. These contrasts have inspired the soloist Kerson Leong, who, like all of us, experienced the recent crisis years, to dare this juxtaposition. In addition, as a bridge, there is the work « In Memoriam » by Bruch.
As one would expect, Leong moves through the program on absolutely safe technical ground. But he also offers much more, namely a consistently intensive tonal examination, which only appears a little artificial at points. With a rounded big tone he gets right to the heart of the music. Despite all the density, his playing does not seem affected, but rather pressing.
With Britten he achieves the probably intended roughness as well as the Spanish color which Britten gave his music for the premiere soloist Antonio Brosa. With Bruch, he savors the beauty of the universally beloved work. With his always progress-oriented playing, he also frees it from many a schmaltz, without therefore fading out the romantic character. Thus, on the one hand, he clearly shows his style as well as the different expressions of the works.
The Philharmonia Orchestra under the baton of Patrick Hahn, who was appointed as the youngest general music director in the German-speaking world in Wuppertal for the 2021/22 season, offers a style of playing adapted to the soloist’s playing, which allows juice and power as well as structural transparency to be heard.