Suites & Roses; Violeta Dinescu: Sieben Rosen + Kleine Suite + Abendandacht; Johann Sebastian Bach: Cellosuiten BWV 1007 & 1008; Katharina Deserno, Cello; 1 CD Kaleidos KAL 6344-2; Aufnahme 10/2018, Veröffentlichung 09/2019 (75'56) – Rezension von Remy Franck
Auf ihrem Soloalbum Suites & Roses verbindet die deutsche Cellistin Katharina Deserno Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach mit Werken der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu (*1953), zu deren Musik sie eine enge Bindung hat.
Das Programm beginnt mit dem 2012 vollendeten Zyklus Sieben Rosen, der sich auf das gleichnamige Liebesgedicht von Bert Brecht bezieht und mit jedem seiner sieben Sätze einen individuellen Charakter (der sieben Rosen) offenbart. Es ist ausdrucksstarke Musik, die die Cellistin sehr lyrisch und poetisch spielt.
Von den Bach-Suiten wählte Deserno die beiden ersten aus, die sie sie schön differenziert, vor allem aber mit dunkel timbrierten Farben sehr tänzerisch spielt. Die Kleine Suite von Violeta Dinescu (2018) hat auch etwas Tänzerisches, aber die phantasievollen Ausdrucksgesten der Musik sind gleichzeitig auch sehr rhetorisch, sehr ‘sprechend’ und sehr darstellerisch, quasi clownesk, nicht im Sinne von purem Spaß, sondern eher eines Pierrot, wie ihn die Commedia dell’Arte gebar, mit entsprechenden Emotionen: einfühlsam, melancholisch und einsam, spielerisch und wagemutig zugleich. Die packende Interpretation ist wunderbar evokativ.
Das Programm endet mit Violeta Dinescus Abendandacht, einem sehr klangsinnlichen Werk, das den Zuhörer in Gedanken entlässt.
Die Gegenüberstellung von Musik von Bach und Dinescu zeigt letztlich, dass das, was die rumänische Komponistin für Solocello komponiert, in seiner Unmittelbarkeit der Gefühle vor Bachs Meisterwerken keinesfalls verblasst. Es sind gute Stücke, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
On her solo album Suites & Roses German cellist Katharina Deserno combines cello suites by Johann Sebastian Bach with works by Romanian composer Violeta Dinescu (*1953) to whose music she has a close connection.
The programme begins with the cycle Seven Roses, completed in 2012, which refers to the poem of the same name by Bert Brecht. With each of its seven movements it reveals an individual character (of the seven roses). It is expressive music, lyrically and poetically played.
Deserno chose the first two of the Bach Suites, which she beautifully differentiates, very dance-like, with rather dark colours. The Small Suite by Violeta Dinescu (2018) also has something dance-like, but the imaginative and expressive gestures of the music are at the same time also very rhetorical and theatrical, quasi clownish, not in the sense of pure fun, but rather of a Pierrot from the Commedia dell’Arte, with corresponding emotions: sensitive, melancholic and lonely, playful and audacious at the same time. The gripping performance by Katharina Deserno is wonderfully evocative.
The program ends with Violeta Dinescu’s Abendandacht, a very sensuous work that leaves the listener deep in thoughts.
The juxtaposition of music by Bach and Dinescu ultimately shows that what the Romanian composer composes for solo cello in no way fades before Bach’s masterpieces. Dinescu’s compositions are good pieces that leave a lasting impression.