Betrachtet man die Titelseite dieser CD, so erwartet man das Übliche, wenn Konzerte von Bruch und Mendelssohn angezeigt werden. Erst beim Umdrehen zieht man mit Interesse die Augenbrauen hoch. Zwar findet man wie geahnt das e-Moll Konzert von Mendelssohn, aber dann wurde das zweite Violinkonzert von Bruch und nicht das ungleich bekanntere erste eingespielt. Insofern lohnt ein zweiter Blick.
Pochekin erläutert in dem im Beiheft abgedruckten Interview seine lange Beziehung zu dem Konzert von Mendelssohn und auch, dass er das zweite Bruch Konzert sehr schätzt. Auch gibt er Erläuterungen zu den Unterschieden zwischen den beiden mit gut einer Generation Abstand entstandenen Werken, deren Charaktere sehr unterschiedlich sind.
Im Werk von Mendelssohn, das im Vergleich kammermusikalischer angelegt ist, agiert Pochekin dementsprechend auch sorgfältig, mit feinen Linien und musikalisch sensitivem Ausdruck. Bei Bruch, der sein Konzert stärker angelegt hat, kommt auch eine solistischer angehauchte Note ins Spiel, ohne deswegen an der musikalischen Substanz vorbei zu spielen. Bei beiden Stücken erweist sich Mikhail Pochekin als aufmerksam in die Musik hineinhörender Instrumentalist, der mit Emphase die Nuancen wahrnimmt und aufgreift. So ist es ihm auch möglich, die beiden Konzerte in differenzierter Darstellung zu interpretieren, so dass die verschiedenen Kompositionsansätze deutlich werden.
Die Württembergische Philharmonie Reutlingen unter der Leitung von Sebastian Tewinkel liefert dazu die orchestrale Unterfütterung, die sie mit zuhörendem Selbstbewusstsein in engster Nähe zum Solopart gestalten. Auch die technische Aufbereitung ist gelungen, so dass der Zuhörer von den Corona-Umständen bei der Aufnahme nichts hört.
Looking at the title page of this CD, one expects the usual when concertos by Bruch and Mendelssohn are announced. Only when you turn around you raise your eyebrows with interest. As expected, one finds the E minor concerto by Mendelssohn, but then the second violin concerto by Bruch was recorded and not the incomparably better known first. In this respect, a second look is worthwhile.
In the interview printed in the booklet, Pochekin explains his long relationship with the Mendelssohn concerto and also hat he holds the second Bruch concerto in high regard. He also provides explanations of the differences between the two works, written a good generation apart, whose characters are very different.
In the work of Mendelssohn, which is more chamber-musical in comparison, Pochekin accordingly also acts carefully, with fine lines and musically sensitive expression. In Bruch’s concerto, which is more strongly laid out, a no less strong soloistic touch is noticeable, without therefore damaging the musical substance. In both pieces Mikhail Pochekin proves to be an instrumentalist who listens attentively to the music, who perceives and picks up the nuances with emphasis. This also enables him to perform the two concertos so that the different compositional approaches become clear.
The Württembergische Philharmonie Reutlingen under the direction of Sebastian Tewinkel provides the orchestral accompaniment, which they shape with confidence in close proximity to the solo part. The recorded sound is also good, so that the listener hears nothing of the corona circumstances in the recording.