Der beinahe acht Jahrzehnte in der Mitte des vorherigen Jahrhunderts lebende Andrzej Panufnik wurde ursprünglich im heutigen Polen, damals russisches Kaiserreich, geboren. Knapp die Hälfte seines Lebens verbrachte er dann in England, nachdem er 1954 mit seinem Gang ins Exil gegen die zunehmende Unfreiheit in seiner Heimat protestierte.
Seine Musik zeichnet sich durch technische Beherrschung des kompositorischen Handwerks, einen klassisch schönen Stil und eine direkte, die menschliche Ausdrucksweise anvisierende Tonsprache aus. Er verbindet Sparsamkeit der Mittel mit zellenartigen Strukturen, für die er einfache tonale oder modale Harmonien findet. Ein weiteres Merkmal vieler seiner Werke ist die Erkundung geistiger Aspekte von geometrischen und natürlichen Formen.
Während sein orchestrales Schaffen über den Kreis von Eingeweihten hinaus bekannt ist, tritt sein Kammermusikschaffen erst aus dem Schatten heraus. Die drei Streichquartette, die in dem Zeitraum der letzten 15 Lebensjahre entstanden, sind mit der ‘Hommage à Chopin’ auf dieser Aufnahme vereint. Letzteres Werk, als Auftrag für den hundertsten Todestag von Frederyk Chopin als fünfteiliger Zyklus für Sopran und Klavier ohne Worte unter dem Titel ‘Polnische Suite’ entstanden, wurde später vom Komponisten für Flöte und Streichorchester arrangiert. Hier nun hat es eine neue, wiederum intimere Kammerfassung erhalten, in der der Kontrabass ergänzt wurde. Die Bezugnahme auf Chopin erfolgt nur indirekt über die Zitate aus der Volksmusik der Region Masowien rund um Warschau, aus der sowohl Chopin als auch Panufnik stammten.
Die Quartette haben ungewöhnliche formale Strukturen, wie das einsätzige zweite, das quasi einsätzige erste mit einem jeweils kurzen rahmenden Satz sowie das fünfteilige dritte Werk der Gattung. Trotz der räumlichen Distanz ist die Nähe zur polnischen Kultur, insbesondere der Musik, und Nation immer im Denken und auch Komponieren von Panufnik gegenwärtig.
Das ‘Apollon Musagète’-Quartett widmet sich diesem Kosmos mit feinfühligem tief in die Musik hineinhorchendem Ausdruck, der die zumeist leise und verhalten auftretenden Werke minutiös erforscht. Dadurch hält die Interpretation die Spannung, die sonst leicht verloren gehen könnte.
In der vorangestellten Hommage à Chopin treten die ungarische Flötistin Dora Ombodi und der polnische Kontrabassist Slawomir Rozlach hinzu. Die Flötistin weiß die zarten Linien mit sensiblem Spiel zu zeichnen, das manchmal etwas zu pastellfarben blass erscheinen mag. Der Kontrabassist ergänzt den Klang der anderen Streicher makellos.