Von überbordender Einfallskraft sind die beiden Werke dieser CD. Der aus St. Louis stammende australisch-amerikanische Komponist Douglas Knehans (*1957) weiß, was er mit einem Orchester anfangen soll, und es gelingen ihm immer wieder überraschende Formulierungen in Registern, wo man sie nicht erwartet.
Sein klassisch-dreisätziges Flötenkonzert ‘Tempest’ wurde von den Winden inspiriert, die in großen Strömen die Erde umkreisen. Der erste, recht dramatische Satz heißt ‘Ostro’, benannt nach dem mediterranen, warmen Südwind. Der zweite, ruhige Satz ist mit ‘Mistral…Funérailles’ überzeichnet, während der dritte Satz, ‘Etesian’ sich auf den ‘Meltemi’, den vorherrschenden Wind der Sommermonate in der Ägäis bezieht, der als trockener Nordwind vom griechischen Festland in Richtung Kreta im östlichen Mittelmeer stets heiteres Wetter mit sich bringt. Nach der Trauer des zweiten Satzes ist dies ein phänomenal quirliger Satz, unablässig angetrieben, unbeschwert und übermütig. Wenn Gareth Davies, Solofötist des ‘London Symphony Orchestra’ in den beiden ersten Sätzen schon vollauf überzeugt, so ist er in diesem hoch virtuosen Satz absolut phänomenal. Auch das Orchester aus Brünn unter dem britischen Dirigenten Mikel Toms ist engagiert und inspiriert dabei, und so ist dies eine spannende und wirklich spektakulär Aufnahme.
‘Unfinished Earth’ hat der Komponist so beschrieben: « … a longer and deeper work, (…) delving into the constant degradation and reformation of earth and sea. Just as the earth slowly changes and evolves, we ourselves are constantly evolving through the deepening of our life experience, the processing of life’s joys and tragedies, and the inner passage of our turmoils and triumphs. »
‘Unfinished Earth’ ist ein starkes, musikalisch-narratives Stück mit wunderbaren und wirklich originellen Klangformen, leicht zu erfassen und dennoch keineswegs trivial.
Wenn bei etlichen zeitgenössischen Komponisten, die weitgehend tonal komponieren und sich traditioneller Techniken bedienen, Tondichtungen nicht selten an die Gattung der Filmmusik erinnern, so ist das bei Knehans nicht der Fall. Elementare Gewalt mit Stürmen der Leidenschaft ist stets Ausdruck von dramatischen Empfindungen, genau wie Anmut, Grazie und zarteste Poesie Ausdruck von Sensibilität ist.
‘Unfinished Earth’ zeichnet kein besonders schönes Bild der Erde, sondern eher ein bedrohliches. Das brillant orchestrierte Stück basiert stark auf Klangfarben, ist geheimnisvoll mystisch und hinterlässt einen etwas unheimlichen und unwirklichen Eindruck. Auch in diesem Stück spielt das Orchester aus Brünn mit viel Hingabe und hörbarer Freude am produzierten Klang.