Der streitbare belgische Intendant Gérard Mortier hat viele Auseinandersetzungen gewonnen, aber den letzten Kampf verloren: Der schwer an Krebs erkrankte Belgier erlag seinem Leiden in der Nacht zum Sonntag. Er wurde 70 Jahre alt.
Zuletzt war Mortier von 2010 bis 2013 Künstlerischer Leiter des ‘Teatro Real’ in Madrid. Den Posten als Intendant der ‘New York City Opera’ hatte er noch vor dem eigentlichen Amtsantritt wieder angegeben. Als Intendant der Salzburger Festspiele war Mortier von 1991 bis 2001 tätig. Er gilt als Erneuerer der Festspiele. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler sagte heute in einer Stellungnahme: « Gerard Mortier war ein überzeugter Anhänger der Philosophie des Giuseppe di Lampedusa, der in seinem Roman `Il Gattopardo` sagen lässt: `Wenn du willst, dass alles so bleibt, wie es ist, musst du alles ändern`. Mortier wollte, dass die Festspiele die besten und wichtigsten der Welt bleiben. Er wusste, dass er nach dem Tod seines übermächtigen Vorgängers Herbert von Karajan vieles ändern musste und er wollte das. So gelang es ihm nach der Ära Karajan eine Ära Mortier zu gestalten. Es war wunderbar mit ihm zu arbeiten, wenn er mit Kompetenz und Passion Programme durchsetzte, die zunächst nicht verwirklichbar schienen wie zum Beispiel Saint François d’Assise von Olivier Messiaen. Es war schwer mit ihm zu arbeiten, wenn seine Lust an der Provokation Kollegen und Künstler verletzte.“
Mortier, der 1943 in Gent geboren wurde und aus einer Bäckersfamilie stammte, studierte Rechtswissenschaften, promovierte 1967 und begann ein Jahr später seine künstlerische Laufbahn als Assistent beim Flandern-Festival. Von 1973 bis 1977 war er stellvertretender Operndirektor der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, wo er eng mit Christoph von Dohnanyi zusammenarbeitete.
Vor seiner Berufung nach Salzburg leitete er ab 1981 zehn Jahre lang das Brüsseler Opernhaus ‘Théâtre Royal de la Monnaie’. Nach dem Engagement in Österreich folgten dann von 2002 bis 2004 die Leitung der ‘Ruhrtriennale’ in Deutschland, danach die der ‘Opéra National’ in Paris.
Seine Arbeit am Teatro Real endete 2013 abrupt. Weil Mortier darauf bestanden hatte, bei der Auswahl seines Nachfolgers mitzureden, setzte man ihn noch vor seinem eigentlichen Vertragsende ab. Seine unnachgiebige Haltung hatte ihm im Lauf der ganzen Karriere immer wieder Schwierigkeiten gemacht und ihm viele Feinde gebracht.