Valery Gergiev
Foto: Marco Borggreve

In der finnischen Zeitung ‘Helsingin Sanomat’ hat der russische Dirigent wieder einmal mit politischen, stark pro-russischen Aussagen Öl aufs Feuer gegossen (Interview hier, in O-Ton, englisch) und sich als bedingungsloser Anhänger der Politik Vladimir Putins gezeigt.

Der Ukraine-Konflikt betreffe ausschließlich die Ukraine, sagte der Dirigent. Und von Annexion der Krim könne keine Rede sein. Die Politik Russlands sei eine Folge einer demokratische Volksabstimmung gewesen.  « In der Ukraine gibt es viele Nazi-Elemente und wenn ich sage Nazi, dann meine ich Nazi. Die Leute wollten nicht mit den Faschisten lebten. Und wir in Russland verstehen das. » Heute gewähre Russland Flüchtlingen Asyl, die nicht mehr in diesem Land des Faschismus leben möchten.

Bezüglich der finnischen Sängerin Karita Mattila, die wegen Gergievs politischer Haltung ein Konzert mit ihm abgesagt hat, sagte der Dirigent, sie habe keine Ahnung von Politik. Sie sei Finnin und verstünde von Russland absolut nichts. Er bekräftigte das mehrmals, und schlussfolgerte, ihre Meinung sei irrelevant, sie solle lieber singen.

Zu Putins Anti-Homosexuellen-Gesetz, sagte Gergiev, dieses würde in Russland überhaupt nicht diskutiert, er selbst habe davon erst im Westen erfahren.

Kein Wunder, dass in Deutschland und insbesondere in München die Frage, ob dieser Mann wirklich 2015 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker werden soll, jetzt wieder sehr heiß diskutiert wird. Sogar der Bayerische Rundfunk hat jetzt Stellung bezogen. Gergievs Äußerungen werden als « wenig klug, wenig weltoffen und wenig respektvoll » bezeichnet. Und: « Man hätte sich Einsicht gewünscht und mehr Differenziertheit. Doch ist das alles nur Gergievs eigene Blamage? Im Raum steht weiter die Frage: Ist Valerij Gergiev ab 2015 der geeignete Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und damit ein idealer musikalischer Botschafter der bayerischen Landeshauptstadt? Immerhin sind die Philharmoniker DAS Orchester Münchens, und Gergiev in Zukunft automatisch einer der bestdotierten städtischen Angestellten. Für alle übrigen Angestellten und Beamten Münchens gilt zu Recht ein grundsätzlicher Verhaltenskodex. Für Valerij Gergiev nicht? »

 

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