Nach all dem Wirbel um Valery Gergiev und seine Haltung gegenüber Schwulen und Lesben sieht der Münchner Stadtrat mehrheitlich keinen Grund, Gergievs Vertrag als künftiger Chefdirigent der Münchner Philharmoniker nicht einzuhalten. Nach seinen widersprüchlichen, wenn nicht gar törichten Aussagen bei einer Pressekonferenz am Vortag hat der Dirigent selber in einem versöhnlichen Brief an den Kulturreferenten der Stadt, Hans-Georg Küppers, versichert, sich an Münchens Anti-Diskriminierungsrichtlinien zu halten. Mehr noch: Er schreibt, er halte es für sinnvoll, „bei einem meiner nächsten Aufenthalte in München ein Gespräch mit der Community zu führen“. Derweil protestierten gestern Abend mehrere hundert Aktivisten der ‘Rosa Liste’ vor der Münchner Philharmonie gegen die repressive Homosexuellenpolitik des russischen Präsidenten Vladimir Putin. In der Philharmonie dirigierte Putins Freund Gergiev unteressen ein umjubeltes Konzert mit den Philharmonikern. Ob das Konzert wirklich gut war, kann Pizzicato im Moment nicht sagen. Aber eines steht fest: in der ganzen Diskussion wurde immer wieder betont, welch einmalig guter Dirigent Gergiev sei. Und das muss definitiv auch in Frage gestellt werden. Gergiev ist ein berühmter Dirigent, aber auch ein überschätzter. Er mag herausragend gute und begeisternde Konzerte und Opernaufführungen dirigieren. Genau so oft aber ist er nicht mehr als ein ganz mittelmäßiger Routinier.