Johann Vesque von Püttlingen: In bester Gesellschaft; Freche Lieder der Vorzensur für Gesang und Klavier nach einer Textauswahl aus Heines Heimkehr-Zyklus und Gedichten von Chamisso, Pratobevera und Prudhomme; Caroline Jahns, Sopran, und Hedayet Jonas Djeddikar, Klavier; 1 CD Thorofon CTH2643; Aufnahme 04/2017, Veröffentlichung 16/03/2018 (47’36) – Rezension von Jan-Geert Wolff

Es gibt sie noch, die kleinen, aber lohnenswerten Entdeckungen. Wer zum Beispiel war Johann Vesque von Püttlingen (1803-1883)? Diesen Komponisten stellt die CD ‘In bester Gesellschaft’ vor: ‘Freche Lieder der Vorzensur’ heißt es im Untertitel. Die Sopranistin Caroline Jahns widmet sich gemeinsam mit dem Pianisten Hedayet Jonas Djeddikar Vertonungen unter anderem von Gedichten Heinrich Heines.

Es ist natürlich eine kluge Entscheidung, seine Debüt-CD nicht mit Altbekanntem vorzulegen und sich so automatisch am Bestehenden messen lassen zu müssen. Insofern punktet ‘In bester Gesellschaft’ schon mal mit dem Alleinstellungswert des Repertoires. Das ist buchstäblich doppelbödig, denn der feine Spott der Texte spiegelt sich deutlich in der Musik. Jener Herr von Püttlingen war seinerzeit im Hauptberuf Jurist und pflegte neben dem Komponieren auch selbst den Liedgesang.

Aus seiner Feder also stammen die teils pointierte Vertonungen und bereits mit dem ersten Track zieht einen die CD in die Vergangenheit, wenn Jahn die Verse von Adolf Pratobevera (Eisenbahnen) intoniert: Statt ‘stillen Tälern’ und ‘klarem Waldstrom’ hört man das vom Klavier markant angeschlagene ‘Hämmern, Sausen und Treiben’. Jahrzehnte später werden derartig ironische wie auch sozialkritische Couplets in den Kabaretts zu hören sein.

20 textliche Kleinodien, vertont von einem, der offenbar genau wusste, wie was zu singen ist und interpretiert von Künstlern, die diese Erkenntnis ins Heute übersetzen: Der Sopran Jahns ist dabei angenehm melodiös, die Diktion, mit der sie die Texte geradezu zelebriert, delikat. Klar im Ton und dynamisch ausgewogen verbindet sie Melodiefluss und Deklamation, wobei sich Djeddikar als kundiger Liedpianist erweist und die Interpretation der Sängerin mit eigenen Zügen unterstreicht.

Ein kleiner Wehrmutstropfen: In Track 7 hört man zu deutlich, dass das Lied nicht in einem, sondern strophenweise aufgenommen wurde; hier hätte der Tonmeister einen saubereren Übergang finden müssen…

This release is a worthy discovery. Caroline Jahns sings rarities composed by the mostly unknown Johann Vesque von Püttlingen who was an Austrian lawyer, diplomat, author, composer and singer. Caroline Jahns’s singing is agreeable and extremely well-articulated, so that the essence of the text can be fully shred by the listener.

 

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