Das Leipziger Gewandhaus arbeitet mit dem wirtschaftlichen Multiplikator 2,5 – d.h., dass für jeden Euro Zuschuss an das Gewandhaus eine zusätzliche regionale Wertschöpfung und Steuerrückflüsse in Höhe von 2,50 Euro generiert werden. Das ergab eine Studie der ‘HHL Leipzig Graduate School of Management’, die damit die erste wissenschaftlich fundierte Studie zu den wirtschaftlichen Effekten für ein Konzerthaus in Deutschland vorgestellt hat. Untersucht wurden die ökonomischen Auswirkungen, die aus dem Betrieb des Gewandhauses für die Stadt Leipzig entstehen.
« Kultur definiert sich nicht allein über einen ‘Return of Invest’, sondern zu allererst über ihren künstlerischen Wert, ihre Bedeutung in ihrem Beitrag zur Bildung, zur Identitätsfindung, zur Förderung kreativer Potentiale und Erhaltung von Traditionen. Aber die Wertschöpfung, die durch die Tätigkeit von kulturellen Institutionen in einer Region entsteht, muss man auch nicht verstecken. Kultur trägt maßgeblich zu einer hohen Lebens- und Freizeitqualität bei und lockt damit Investoren, Neubürger und Touristen in die Stadt. Unser Anspruch war es, dazu eine Studie auf methodisch-wissenschaftlich höchstem Niveau zu realisieren. Wir können nun mit Freude feststellen, dass jeder von der Stadt ins Gewandhaus investierte Euro mit dem 2,5-fachen Wert in die Stadt zurück fließt. Dieses Ergebnis ist ein wichtiges unterstützendes Argument bei Diskussionen um Kulturförderung. Es zeigt, dass das Gewandhaus nicht nur ‘kostet’, sondern auch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor ist“, sagt zum Studienergebnis Gewandhausdirektor Prof. Andreas Schulz.
Die Untersuchung bediente sich zur Beschreibung der wirtschaftlichen Effekte der Analyse der Umwegrentabilität. Es handelt sich hierbei um eine Analyse, die quantitative Effekte (z.B. Ausgaben von Besuchern für Übernachtung) misst.
Studienleiter Prof. Dr. Wilhelm Althammer, Inhaber des Sparkassen- Finanzgruppe-Lehrstuhls für Makroökonomie an der HHL, verweist besonders auf die sehr hohe Zahl befragter Gewandhausbesucher sowie die detailliert ermittelten direkten Effekte. Gemeint sind hier lokale Ausgaben der Besucher, wie beispielsweise Hotelübernachtungen (jährlich 6,5 Mio. Euro) oder Restaurantbesuche (jährlich 3,8 Mio. Euro).
Insgesamt haben die 340.000 Besucher von 612 Veranstaltungen in der Spielzeit 2011/12 im touristischen Sektor zusätzlich zum Gewandhausbesuch 18.990.020 Euro in Leipzig ausgegeben (Gastronomie, Hotellerie, Transport, etc.), das Gewandhaus selbst hat nahezu 600 Hotelübernachtungen für seine Künstler gebucht, es hatte für Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe sowie andere bezogene Leistungen Ausgaben in Höhe von 3.571.440 Euro, etc.
Für die wirtschaftlichen Effekte werden die direkten und indirekten positiven ökonomischen Wirkungen in Beziehung gesetzt zu den öffentlichen Ausgaben für ein bestimmtes Projekt, weshalb letztendlich die gesamte Wertschöpfung, die durch das Gewandhaus in der Region ausgelöst wurde, weit größer sein kann als der ursprüngliche Einsatz an staatlichen Mitteln.