Géza Anda gehört zu jenen Pianisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg neue Töne in die Interpretation einbrachten und den Ideen der Generation von Edwin Fischer, Wilhelm Backhaus und Walter Gieseking den Rücken kehrte. Wie Gulda war auch Anda kein Pianist, der den romantisch-breiten Atem oder ein pathetisches Aufführungsideal suchte, vielmehr ging es ihm um Authentizität, Musikalität und Klarheit jenseits aller Effekthascherei. Die beiden hier vorliegenden Einspielungen sind schöne Beispiele von Andas Können und dokumentieren die Integrität dieses Künstlers auf schönste Weise.
Insbesondere Beethovens 1. Klavierkonzert, das Anda als Solist/Dirigent mit einer atemberaubenden Schönheit und Nüchternheit spielt, kann man getrost als eine Referenz ansehen. Und wer einmal den langsamen Mittelsatz in der klaren, aber wunderbar musikantischen und tief empfundenen Interpretation Andas gehört hat, wird schnell merken, dass damals eine neue Zeit der Interpretationsgeschichte angebrochen war.
Die Geschlossenheit dieses 1. Klavierkonzerts wird beim Fünften allerdings nicht mehr in der Form und Intensität erreicht. Andas Spiel ist vorzüglich und Hans Rosbaud, der Spezialist für die Moderne, überzeugt als Dirigent. Allerdings wirkt die Interpretation weniger zwingend, weniger mitreißend wie die des 1. Klavierkonzerts, was vielleicht auch am Orchester liegen mag. Die Camerata Salzburg erweist sich trotz eingeschränkter Aufnahmequalität als ein enorm flexibles und klanglich gut proportioniertes Ensemble, während das SWR Sinfonieorchester unter Rosbaud in den Ecksätzen viel zu pauschal klingt und im Klangbild die Feinheiten, die Andas Klavierspiel vorgeben, kaum umsetzen kann.
Geza Anda’s natural and unforced tempi are very efficient. The First Beethoven Concerto is marvelous. The Fifth Concerto is less satisfying due a rather weak orchestral performance.