Mit enthusiastischem Elan stürzt sich Boris Giltburg in Beethovens Vierte Sonate, die das zweite Programm der Gesamtaufnahme einleitet. Gleichzeitig ist sein Spiel ungemein leicht und nuancenreich. Nicht weniger inspiriert sind die anderen schnellen Sätze der Sonaten Nr. 4 bis 7. Die rhetorisch durchformulierte Musik ist oft keck und frohgemut, so dass sich der Hörer bei diesem aufgeweckten Spiel eines Schmunzelns oft nicht erwehren kann. Giltburg injiziert den Werken Frischzellen und daher sprühen sie nur so von Leben. Leben heißt nicht schnell oder nervös. Leben heißt Delikatesse, Humor und Gutmütigkeit. Dennoch verpasst er es nicht, neben den humorvollen Akzenten auch die düsteren Abgründe bloßzulegen. Das Allegretto der 6. Sonate ist in dieser Hinsicht besonders bemerkenswert. Sehr schön und eindringlich wirken die langsamen Sätze, die Giltburg ohne Affektiertheit, dafür mit umso mehr sensitiver Differenzierung und Intelligenz spielt.
Ludwig van Beethoven: Klaviersonaten Vol. 2 ( Nr. 4 op. 7 + Nr. 5 op. 10/1 + Nr. 6 op. 10/2 + Nr. 7 op. 10/3; Boris Giltburg, Klavier; 1 CD Naxos 9.70308; Aufnahme 12/2019 + 01/2020, Veröffentlichung 08/2020 (83'44) - Rezension von Remy Franck