Der neue Chef der Luxemburger Philharmoniker, Gustavo Gimeno, hat am vergangenen Donnerstag (und am gestrigen Freitag) zum ersten Mal das Gewandhausorchester Leipzig dirigiert. Gimeno, der in Leipzig für den alten Chef aus Luxemburg, Emmanuel Krivine, eingesprungen war, hatte keine Probleme, sich mit dem traditionsreichen Orchester zu verständigen.
Auf dem Programm standen das Konzert für Cello und Orchester von Antonin Dvorak und die Symphonie d-Moll von César Franck. Der seit Chailly etwas ‘italienischer’ und kolorierter gewordene Klang des Gewandhausorchesters kam Gimenos Interpretationskonzepten sowohl bei Dvorak wie auch bei Franck sehr entgegen.
Bei Dvorak wählte er rhythmische Prägnanz und recht forsche Tempi, dirigierte mit fester Hand, und das Gewandhausorchester folgte ihm mit einem ebenso spannenden wie transparenten Spiel. Und hier lag dann auch eine von Gimenos Stärken. Trotz zügiger Tempi gelang es ihm, das Orchesterbild transparent und schlank zu halten. Im Adagio schaltete er zwar einen Gang zurück, vermied aber alles Süßliche, so dass auch dieser Satz nahtlos in ein wunderbar ausgeglichenes Gesamtkonzept passte.
Gautier Capuçon, das wissen wir, ist ein vehementer Verfechter des schönen und warmen Klanges. Dort wo Gimeno vorwärtsdrängte, antwortete Capuçon mit großen lyrischen Bögen, so dass sich insbesondere in den Ecksätzen ein sehr dynamischer und spannungsgeladener Dialog entwickeln konnte. Und trotz dieses lebendigen Dialoges brachte Capuçon es fertig, Stille in die Musik miteinzubringen. Seine Pianissimi waren atemberaubend und gerade in diesen Momenten des Innehaltens, wo auch Gimeno und das Orchester schwiegen, merkte man fast körperlich, was für eine Bedeutung Stille in der Musik haben kann.
Auch in der eher selten gespielten Franck-Symphonie blieb Gimeno seinem Stil treu. Gerade bei diesem Werk war das sehr wichtig, denn oft wird die d-Moll-Symphonie mit überproportionierten Blechbläser-Attacken und pathetischem Lyrismus gerade zu vernichtet. Für Gimeno war diese Symphonie ein sehr positives, extrovertiertes Werk, dessen durch und durch romantischer Charakter nicht nur in diesen gefährlichen Blech-Einsätzen zur Geltung kommt, sondern vor allem in der Atmosphäre und in den Klangfarben. So gesellten sich neben die recht klare Leseart eine Vielzahl von sonst ungehörten Farben, Soli und Nebenstimmen. Wie auch bei Dvorak gelang es Gimeno, einen konstruktiven und schlüssigen Bogen über die gesamte Symphonie zu spannen. Umso beachtenswerter, wenn man weiß, dass Gustavo Gimeno dieses Werk in Leipzig zum ersten Male dirigierte. Das Gewandhausorchester spielte auf bewährt hohem Niveau. Alain Steffen