Das Rituelle, das Theatralische liturgischer Feiern hat Komponisten ebenso oft zum Schreiben angeregt wie die eigenen religiösen Überzeugungen. Ähnlich dürfte es Gioacchino Rossini mit einem seiner Spätwerke, der gar nicht so kleinen ‘Petite messe solennelle’ gegangen sein. Das Gelegenheitswerk für eine kleine Besetzung hat der Komponist, aus Furcht vor späteren Bearbeitungen, selbst in eine große Orchesterfassung umgearbeitet.
Auch wenn Rossini keine absichtlichen Fallstricke ausgelegt hat, so gibt es sie doch – jene, die das Werk in eine opernhafte Karikatur verzerren könnten oder religiös zu stark überhöhen.
Gustavo Gimeno hat eine schöne Balance gefunden. Er unterdrückt den Operngestus nicht, beweihräuchert die Partitur aber ebenso wenig. Der Chefdirigent des OPL geht die ‘Petite messe’ ganz unaffektiert an, verbietet sich und seinem Ensemble jedwede Sentimentalität und Plattitüde. Gerade dadurch gewinnt die Musik an Tiefe, an der nötigen Feierlichkeit und sakralen Ausstrahlung.
Der Dirigent leitet das ganze Ensemble mit viel Umsicht, mit dem nötigen Gespür für die Rhetorik. Besonders in den Zwischenspielen zeigen sich die Klangqualität des Orchesters, das homogene Spiel, der kammermusikalische Ton und das feine Nuancieren.
Der brillanten Leichtigkeit, Verspieltheit im ‘Cum sancto spiritu’ steht z.B. das introspektive ‘Agnus Die’ gegenüber. Im ‘Qui tollis’ (Gloria) führt das Damenduo einen hinreißenden Dialog mit der Harfe.
Das Soloquartett ist fein aufeinander abgestimmt, die Wiener Singakademie beeindruckt mit ihrem runden, warmen und differenzierten Klang.