‘Der Tod der Vernunft’ steht als Motto über dieser Aufnahme, die mit einem umfangreichen Beiheft, das neben einer Einführung beinahe philosophische Zitate zu Musik und Vernunft ebenso vereint wie Fotos von Gemälden aus den Zeiten Renaissance. Dazu passen auch die vorgestellten Werke von Agricola bis Tye. Sein Kapital schlägt der Gedanke aus dem Unterschied von Vernunft bzw. der Leidenschaft oder dem Wahnsinn, also dem Zustand ohne Vernunft. Erasmus von Rotterdam stellt die Vernunft der Leidenschaft gegenüber, die in Form des Hasses das Herz und in Form Lüsternheit den unteren Körper bis zum Schambein innehält.
Die 18 kleinen Stücke werden von Il Giardino Armonico unter der bewährten Leitung von Giovanni Antonini gespielt, dem als Flötisten hier auch solistische Aufgaben zukommen. Dabei wählen die Musiker eine dem Sujet entsprechende Darstellung. Denn da die Unvernunft oder Leidenschaft üblicherweise als schrankenloses Ungetüm dargestellt wird, gehen sie die Werke mit aufgerauter und plakativer, ein Banker würde sagen volatiler, Strukturdarstellung an. So schaffen sie eine lebhaften, um eben nicht zu sagen, leidenschaftlichen Exkurs durch die Musik der Renaissance.