Die Geheimlehre der Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky, als neuere Theosophie bezeichnet, zieht die Essenz aller großen Religionen und Philosophien, wie sie von Auserwählten gelehrt und praktiziert wird und bedeutet reine göttliche Ethik. Durch Denken und Wissen soll man zur esoterischen Erkenntnis durchdringen können. Der Komponist Louis Glass war bei der Gründungssitzung der dänischen Sektion als Organist dabei. Dabei entdeckte er die Gedankenwelt, die auch sein Schaffen als Musiker beeinflusste.
Erste Komposition unter diesem Einfluss ist die Fantasie für Klavier und Orchester. Das wird sowohl im Motto des Werkes als auch in der kompositorischen Gestaltung deutlich. Ein im Werk immer wiederkehrendes hymnisches Motiv wird, auch abgewandelt, zwischen Klavier und Orchester hin und her getragen. Dem Solovioloncello kommen im Zusammenspiel mit dem Klavier wiederholt vielfältige eigene und ansprechende Aufgaben zu.
Die Fünfte Symphonie, die als sein ausgereiftestes Werk angesehen wird, macht den Bezug zur Theosophie bereits mit dem Titel ‘Swastika’ deutlich. Das damals allein als Glücks- bzw. Sonnensymbol oder Lebensrad verstandene Zeichen deutet auf die asiatischen Einflüsse der Glaubenslehre hin. Die klassisch viersätzige Symphonie mit den Sätzen ‘Tagewerk’, ‘Ruhe’, ‘Schattenreich’ und ‘Tagesdämmerung’ wandert zwischen kammermusikalischen Abschnitten und auftrumpfenden Kulminationspunkten. Die Ausdrucksformen gehen zeitweise über eine hochromantische Gestaltung hinaus in die Moderne.
Den Solopart am Klavier präsentiert die in Armenien geborene Marianna Shirinyan, die beim Musikwettbewerb der ARD 2006 mehrfache Preisträgerin war. Ihr Solopart eröffnet mit fast perkussiv gesetzten kraftvollen Akkorden, denen dann auch lyrischere Passagen folgen. Die Solistin wird beiden Elementen mit ihrem klug dosierten Spiel gerecht.
Das in Koblenz ansässige Staatsorchester Rheinische Philharmonie ist neben Oper und Konzert in Rheinland-Pfalz auch in der Musikvermittlung im Lande tätig. Ihr langjähriger Chefdirigent Daniel Raiskin kann dem Orchester einen großen Farbenreichtum entlocken und allen Instrumentalgruppen die ihnen gebührende Geltung verschaffen. Die Philharmonie ist einmal mehr ein Beispiel für die Breite der deutschen Orchesterkultur. Sie erfreut mit in allen Bereichen qualitativ hohem Niveau und delikatem Spiel, ohne den Hörer bei den gewaltigen Höhepunkten mit Klangbombast zu überwältigen.