Über die Goldberg Variationen kann man unendlich viel sagen oder sie einfach wirken lassen. Das Trio Zimmermann kam über die von Dmitri Sitkovetsky erstellte Fassung zu dem Werk. Sie legen nunmehr eine selbst geschaffene Version vor. Über die Rückbesinnung auf die Originaltextur haben sie versucht, dem Original, Cembalo mit doppeltem Manual, so nahe wie möglich zu kommen. Dadurch verteilen sie die auf einem Instrument angelegte Dreistimmigkeit auf die Instrumente, so dass ein Dialog zwischen den Parteien entsteht.
Diese Herangehensweise schafft auf der Grundlage der bekannten Hörgewohnheiten eine in vielen Details ungewohnte, mitunter aufhorchen lassende neue Qualität, die eine etwa bei anderen Schlüssen auffallende Sicht freilegt. Damit geben sie nicht nur einen neuen Denkanstoß, sondern nähern sich wieder dem Original an. Überraschend, aber gelungen!
Dass das Trio Zimmermann mit dem namensgebenden Geiger Frank-Peter sowie dem Bratschisten Antoine Tamestit und dem Cellisten Christian Poltéra drei Musiker vereint, die einzeln als Solisten einen herausragenden Ruf haben, ist das eine. Dass diese drei seelenverwandten Musiker aber sozusagen die Mathematik aushebeln und aus eins plus eins plus eins nicht etwa drei wird, sondern ein vielfach Größeres, das ist bei arrivierten Solisten nicht automatisch gegeben. Hier aber kommt es zu so einer Steigerung, die zu einem tänzerisch schwebenden Hörgenuss führt, der nicht etwa das auch akademische und strukturelle der Komposition heraushebt, sondern dieses anhand interpretatorischer Vertiefung vermittelt und gleichzeitig vergessen lässt, da die Musik singt.