Als Komponist und vor allem als Geiger wurde Francesco Geminiani zu Lebzeiten hoch geschätzt. Als Mensch war er wohl eher schwierig. Die wechselnden Stationen seines Lebens, Lucca, Rom, Neapel, Paris, London und Dublin, waren nicht nur für seine berufliche Entwicklung wichtig, sondern auch dem mitunter gespannten Verhältnis zu Kollegen geschuldet.
Von 1749 bis 1755 lebte er in Paris. Ein Zweck war, die Veröffentlichung seiner Werke auf Französisch zu begleiten. Dazu gehört auch die Violinschule ‘The Art of Playing the Violin’. Ein derartiges Werk ist für nachfolgende Generationen von herausragendem Interesse, denn der reine Notentext galt in Zeiten des Barock nur als Grundlage des Spiels. Ein guter Musiker bzw. erst recht ein Virtuose nutzte diese Grundlage, um das Rohmaterial mit Verzierungen zu gestalten, anderenfalls wäre die Präsentation als seelenlos betrachtet worden. Als Quintessenz seines Erfahrungsschatzes kann man diese Komposition von Geminiani bezeichnen.
Für einen mit der historischen Aufführungspraxis verwobenen Geiger wie Gottfried von der Goltz und seine Continuogruppe aus Musikern des ‘Freiburger Barockorchesters’ ist ein solches Lehrbuch natürlich eine Steilvorlage, um ihre technischen Qualitäten und vor allem ihre große musikalische Gestaltungskraft überzeugend darlegen können. In dieser Ersteinspielung bezaubern sie die Zuhörer mit einer abwechslungsreichen und nuancierten Interpretation. Eine Einschränkung geht dahin, dass das Engagement so intensiv ist, dass es mitunter ein wenig zu forciert klingt und die Musik nicht immer entspannt gesungen wird.
Während er mit zunehmenden Alter vorwiegend Schulwerke schrieb, hat Geminiani zuvor regulär komponiert. Aus diesem Schaffen werden aus den zwölf Sonaten op. 4 zwei Werke vorgestellt, die Sonaten Nrn. 6 und 8. In ihnen zeigt sich bereits die Kombination des italienischen mit dem französischen Sonatenstil.
The book on the art of playing the violin written by Francesco Geminiani is the quintessence of his life and practical experience as violinist. For today’s musicians this rich source is essential to understand the real music-making of the baroque period. It allows Gottfried von der Goltz and his colleagues to go far beyond the written text in their powerful and diversified performances.