In kaum einem anderen Werk von Sergei Rachmaninov muss die Seele derartige Gefühlssprünge in Kauf nehmen wie in des Komponisten letzter Symphonie, die im Jahr 1936 vom Philadelphia Orchestra unter Leopold Stokowski uraufgeführt wurde. Fast schüchtern leitet die Klarinette den ersten Satz ein, der aber immer wieder von nostalgischer Idylle zu manchmal heiteren Zwischenrufen oder gar barschem Aufbrausen wechselt. Ich kenne keine andere Aufnahme, die diese Stimmungswechsel so deutlich macht wie diese hier.Das Gürzenich Orchester folgt Dmitrij Kitajenkos suggestiv-charismatischem Dirigieren mit hypnotischer Ergebenheit und auf einem spieltechnischen Niveau, das höchste Vertrautheit mit der Materie verrät.
Im zweiten Satz erfolgen die Transformationen voller Spannung und mit einer perfekten Differenzierung der Satzteile. Rhythmisch prägnant, klangfarblich subtil und doch voller Energie kommt der dritte Satz daher, zudem auch straff und gespannt. Kitajenko gibt mit dieser phänomenalen Interpretation Rachmaninov Recht, der nach kritischen Reaktionen auf seine neue Symphonie sagte: « Ich persönlich bin fest davon überzeugt, dass dies ein gutes Werk ist. »
Die Symphonischen Tänze geraten bei Kitajenko bei allem Elan nicht zur sportiven Athletikmeisterschaft. Der Dirigent muss mit dem Orchester ungewöhnlich viel am Klang gearbeitet haben, um die Fülle und die Transparenz zu erreichen, die hier Rachmaninows letzte Komposition kennzeichnen und die Charakteristiken der dritten Symphonie bekräftigen. So werden diese Tänze, die gar keine Tänze sind, zu einem perfekten Kaleidoskop von Klangbildern, die zwischen Russland- und Sakralmusik-Nostalgie auch groteske Züge erlangen. Das Gürzenich Orchester punktet mit kräftigem Bassfundament und einem Farbspektrum, dessen Bit-Rate nicht viele Formationen erreicht haben. Und wo einst Previn mit dem LSO etwas kühl blieb, gibt Kitajenko der Musik viel Wärme. Und die ist bei dem mitunter höllisch-dämonischen Charakter des letzten Satzes und der daraus erwachsenden Leidenschaftlichkeit durchaus angepasst.
In these late works by Rachmaninov Dmitrij Kitajenko exercises a quite unequalled control over the music. With a sumptuous, tense and colorful sound the Gürzenich Orchestra draws a maximum of atmospheric facets out of the Symphony as well as of the phantasmal Symphonic Dances.