Das Label Tudor veröffentlicht eine Aufnahme aus dem Jahre 1975, bei der der inzwischen über 90 jährige Cellist Claude Starck die Sonaten für Cello und Basso continuo von Antonio Vivaldi eingespielt hat. Sie zeigt Vivaldi von einer kaum bekannten Seite, denn die Werke für Violine machen mehr als die Hälfte seiner Kompositionen aus. Bei der Suche nach den Originalpartituren erlebte Starck auch die freudige Überraschung, dass er drei weitere bis dahin unbekannte Sonaten fand, die die Aufnahme bereicherten.
Die Sonaten haben auf den ersten Blick die Form von Kirchensonaten, die gleichmäßige Strukturen aufweisen. Allerdings tragen die Sätze der neunten Bezeichnungen von Tänzen und auch sonst sind formale Aufweichungen hin zu Kammersonaten zu bemerken.
Für die Einspielung zusammen der Cembalistin Isolde Ahlgrimm und dem Continuo- Cellisten Mischa Frey hat Claude Starck einen eher auf die Ausdruckskraft als die Virtuosität setzenden Ansatz gefunden. Das kommt insbesondere den langsamen Sätzen zugute, die eine sehr intensiv gemalte Linienführung erfahren. So wird die Seite der Musik von Vivaldi in den Vordergrund gestellt, die sonst eher von den zirzensisch leuchtenden Ecksätzen der Konzerte im Hörerlebnis überdeckt werden. Dagegen werden die schnellen Sätze dieser Sonaten zwar flott, aber nicht überpointiert dargeboten, so dass sie in gewisser Weise gegenüber den langsamen Sätzen verblassen.
Die schon beinahe fünfundvierzig Jahre alte Aufnahme bietet keinen taufrischen Klang, aber leidet auch nicht unter ihrem Alter. Insofern ist die Einspielung nach wie vor eine Größe für Interessierte an diesen Werken.