Christoph Graupner: Osterkantaten; Die Frucht des Gerechten (Kantate zum Gründonnerstag) + Eröffnet euch ihr Augenquellen (Kantate zum Karfreitag) + Der Sieg ist da (Kantate zum 1. Ostertag) + Ihr werdet traurig sein (Kantate zum 2. Ostertag); Sebastian Hübner, Tenor, Johannes Hill, Bariton, Jan Jerlitschka, Altus, Knabenchor Capella Vocalis, Pulchra Musica Baroque Orchestra, Christian Bonath; 1 CD Capriccio C5411; Aufnahme 07-08/2019, Veröffentlichung 05/03/2021 (57'27) – Rezension von Uwe Krusch
Die Aufnahme der vier Kantaten für die Kirchentage Gründonnerstag, Karfreitag sowie 1. und 2. Ostertag von Christoph Graupner zeigt gleich zwei bedeutende Unterschiede zum Werk von Johann Sebastian Bach. Obwohl Zeitgenossen, waren Leipzig bei Bach und der Hof in Darmstadt bei Graupner nicht nur räumlich weit voneinander entfernt. Auch unterschieden sich die Bräuche insoweit, als Bach großangelegte Passionen zum Karfreitag schuf und Graupner kleinere Werke, die sich auf die vier Kirchenfeiertage verteilten.
Als Opernkomponist in Hamburg gestartet, widmete Graupner sich später Orchester-, Kirchen- und Kammermusik. Er hinterlässt ein umfangreiches Œuvre mit etwa 2.000 Werken, davon 1.418 Kirchenkantaten. Die vier Werke auf dieser Aufnahme zeichnen sich wie auch die übrigen dadurch aus, dass sie in der Gestaltung abwechslungsreich sind und keinem Muster folgen. Damit eröffnet sich ein vielgestaltiger Kosmos, der in Gänze noch gar nicht erforscht ist. So erklärt sich, dass dieser zu Lebzeiten hoch geschätzte Tonsetzer heute wenig bekannt ist.
In der Besetzung für Tenor, Bass, Altus, Knabenchor und Orchester vermitteln die Kantaten eine dem theologischen Anlass entsprechende Tiefe des Ausdrucks. Trotzdem oder gerade deswegen vermittelt die Musik auch eine lebensbejahende Farben und Nuancen.
Mit Sebastian Hübner, Johannes Hill und Jan Jerlitschka gestalten Sänger ihre Partien, deren Wege unterschiedlich weit entwickelt sind. Jerlitschka, aus dem mitwirkenden Chor kommend, ist der Jüngste im Trio. Seinen noch nicht endgültig entwickelten Charakter kann er gleichwohl prägend in die ihm anvertrauten Rollen einbringen und mit jugendlichem Charme überzeugen. Die beiden erfahreneren Kollegen zeichnen sich ebenso durch aktive und sichere Formung der von Ihnen gesungenen Rollen aus. Auch sie lassen die Sprache durch verständliche Artikulation und profunde Gestaltung aufblühen.
Die hervorragender Leistung des Chors und das agil aufspielende Pulchra Musica Baroque Orchestra vervollständigen den Eindruck, dass sich Christian Bonath der Musik und der Musiker mit Wärme und sicherem Gespür angenommen hat und die Qualität der Kompositionen zu schätzen und an Mitwirkende und Zuhörende zu vermitteln weiß.
The recording of Christoph Graupner’s four cantatas for Maundy Thursday, Good Friday and 1st and 2nd Easter Day points to two significant differences from the work of Johann Sebastian Bach. Although contemporaries, Bach’s Leipzig and Graupner’s court in Darmstadt were not only far apart,their customs also differed in that Bach created large-scale Passions for Good Friday and Graupner smaller works spread over the four church holidays.
Having started as an opera composer in Hamburg, Graupner later focused on orchestral, church and chamber music. He left an extensive œuvre of some 2,000 works, including 1,418 church cantatas. The four works on this recording, like the others, are varied in their structure and do not follow any pattern. This opens up a multifaceted cosmos that has not yet been explored in its entirety, which explains why this composer, who was highly esteemed during his lifetime, is little known today.
Scored for tenor, bass, alto, boys’ choir and orchestra, the cantatas convey a depth of expression appropriate to the theological occasion. Despite this, or perhaps because of it, the music also conveys a life-affirming color and nuance.
Singers Sebastian Hübner, Johannes Hill and Jan Jerlitschka have developed to different degrees. Jerlitschka, coming from the participating choir, is the youngest in the trio. His character, which is not yet fully developed, can nevertheless make a very good contribution to the roles entrusted to him and convince with youthful charm. The two more experienced colleagues are equally distinguished by their active and secure shaping of their roles. They too let the language blossom through comprehensible articulation and subtle shaping.
The excellent choir as well as the agilely performing Pulchra Musica Baroque Orchestra leave the impression that the inspired conductor Christian Bonath knows how to appreciate the quality of the compositions and convey it to participants and listeners.