Die Pianistin Grete Sultan (1906–2005) gilt als eine der ungewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. 1941 gelang ihr in extremis die Flucht aus Deutschland. In New York konnte sie sich als Pianistin und Klavierpädagogin etablieren. Dort begegnete sie auch John Cage, mit dem sie eine künstlerische Zusammenarbeit und tiefe Freundschaft verband.
Die Wergo-Box ‘Piano Seasons’ präsentiert Aufnahmen Grete Sultans – teilweise als Erstveröffentlichungen – mit Klavierwerken ganz unterschiedlicher Epochen, die sie ausnahmslos mit ihrem eigenen Stempel versieht, dem Stempel einer interpretatorischen Strenge und Autorität, um nicht zu sagen einer herben Männlichkeit, sowie vor allem einer erstaunlichen musikalischen Zeitlosigkeit. Zwischen Bach, Beethoven, Schumann, Schubert und den Komponisten des 20. Jahrhunderts scheinen die Zeitgrenzen wie aufgehoben. Dabei ist das Spiel der Pianistin konzentriert, verliert sich nicht in Details, sondern fokussiert das Wesentliche, um damit das Maximum einer Ausdruckskraft zu erlangen, die ohne jede Effekthascherei, mit einer merkwürdig noblen Gefühlsintelligenz auf den Zuhörer eine hypnotische Wirkung hat. Sultan hört man immer ergeben zu, weil sie einen zum Zuhören zwingt und dabei eigentlich ganz unanfechtbar wirkt. Schade, dass man manchmal durch ekliges Husten aus dieser Klanghypnose gerissen wird…
Grete Sultan’s playing is hypnotic, highly concentrated and as energetic as noble in its expression. Meeting this strong character, you won’t discuss her performances but just accept them as what they are: timeless and overwhelming.