Gleich in Prokofievs Sonate op. 94bis (vom Komponisten umgeschrieben aus der Flötensonate) lässt die französische Geigerin Elsa Grether durch ein sehr temperamentvolles, kontrastreiches Spiel aufhorchen. Ihre Tongebung beeindruckt ebenso sehr wie ihre Technik. Da sie zudem in den langsameren Passagen auch poetisch wird, zeigt sie sich als Vollblutmusikerin, die der Sonate ein Maximum an Rhetorik gibt und dabei vor manchmal scharfen Tönen nicht zurückschreckt.
Zusammen mit dem Pianisten David Lively hat sie den dramatischen Aufbau besonders gekonnt vorbereitet. Lively ist ihr ein wirklich guter Partner. Er drängt sich nicht auf, aber er weiß, wie er spielen muss, damit die Violine bestens zur Geltung kommt. Das Klavier klingt manchmal sehr kraftvoll, manchmal auch elegisch. Die gemeinsamen Texturen bleiben dabei sehr transparent.
Durch diese Dramatik wird der Unterschied zwischen dieser Sonate, die man schon unbeschwerter gehört hat, und der Sonate Nr. 1 op. 80, nicht ganz so groß, weil der Komponist darin seinen Gemütszustand während des Krieges äußert.
Auch in der Solosonate kann Grether die starken Spannungsbögen mit viel Energie, strahlender Brillanz, Virtuosität, und gleichzeitig auch Sensibilität ganz durchhalten.
Die von Jascha Heifetz transkribierten Zugaben, der bekannte Marsch aus ‘Die Liebe zu den drei Orangen’ und der ‘Maske’ betitelte Tanzsatz aus ‘Romeo und Julia’ machen das Verständnis der beiden Interpreten für den Geist großer russischer Musik deutlich. Die Intensität des Spiels von Grether und Lively, geprägt vom Feuer innerer Triebe, ist packend und phänomenal eindringlich.