Jean-Luc Tingaud steigt mit einer elektrisierenden Interpretation von César Francks Tondichtung Le Chasseur Maudit in dieses Programm ein. Das 1882 komponierte Stück basiert auf der Ballade Der wilde Jäger von Gottfried August Bürger. Den sonntäglichen Kirchenglocken setzt ein Graf vom Rhein die Hornrufe seiner Jagd entgegen. Im Wald wird der blasphemierende Graf von einer schrecklichen Stimme verflucht, die ihn dazu verurteilt, auf ewig von Dämonen verfolgt zu werden.
Das Stück ist grandios orchestriert und wird in dieser prächtigen Aufführung so wirkungsvoll, dass man sich wirklich wundert, dieses Werk nicht öfter zu hören.
Die fast 50 Minuten lange Tondichtung Psyché wird noch seltener aufgeführt. Einige Dirigenten haben daraus eine Suite zusammengestellt, andere haben nur einzelne Teile daraus aufgeführt.
Das großangelegte, für Chor und Orchester komponierte Werk entstand in den Jahren 1887-88. Wilhelm Mohr schreibt in seiner Monographie über Franck: « Es ist ungemein bezeichnend für Franck, wie er sich des antiken Stoffes angenommen hat. Aus dem heidnischen Mythus wurde unter seinen Händen und in seiner seraphischen Seele ein Hymnus auf die himmlische, erbarmende Liebe, ein Erlösungs-Seelendrama. »
Das Werk besteht aus drei Teilen: Psychés Schlaf, Die Gärten des Eros sowie Psychés Verstoßung, Leiden und Verklärung.
Jean-Louis Tingaud dirigiert die ausdrucksstarke Musik mit viel Feingefühl, um sie ja nicht pathetisch werden zu lassen. Er unterstreicht den Lyrismus der Komposition dennoch sehr gefühlvoll mit einer sinnlichen Orchesterpalette und ekstatischen Linien, in die sich der exzellente Chor nicht weniger sinnlich einfügt.
Auch von Les Eloides, einer Symphonischen Dichtung, die 1877 uraufgeführt wurde, dirigiert Tingaud eine gute Interpretation. Der Titel verweist auf das gleichnamige Gedicht von Charles-Marie Leconte de Lisle (1835-1894), das vom positiven Effekt der Frühlingswinde geprägt wird. Tingauds Interpretation ist in ihrer leichten Beweglichkeit von einer feinen Nervosität durchzogen, was die Musik spannend und stimmungsvoll zugleich macht.
Wir haben es also hier mit hochkarätigen Aufnahmen zu tun, und die CD ist umso wertvoller, als sie die einzige jüngere Konkurrenzeinspielung der gesamten Psyché-Musik mit dem BBC National Orchestra of Wales unter Tadaaki Otaka bei Chandos überbietet.
Repertoirewert und Interpretation rechtfertigen unsere Bestwertung.