The Path of Life; Franz Schubert: Fischerweise D. 881 + Liebhaber in allen Gestalten D. 558 + An Silvia D. 891 + Alinde D. 904; Willkommen und Abschied D. 767; Dass sie hier gewesen D. 775 + Du bist die Ruh D. 776 + Auf dem Wasser zu singen D. 774 + Auf der Bruck D. 853 + Die Sterne D. 939 + Bei dir allein! D. 866 + Lachen und Weinen D. 777 + Der Wanderer D. 489 + Der Unglückliche D. 713b + Die Götter Griechenlands D. 677 + Du liebst mich nicht D. 756 + An die Freunde D. 654 + Des Fischers Liebesglück D. 933; Ilker Arcayürek, Tenor, Simon Lepper, Klavier; 1 CD Prospero PROSP009; Aufnahme 07/2020, Veröffentlichung 05/03/2021 (66'49) – Rezension von Remy Franck
Der österreichisch-türkische Tenor Ilker Arcayürek kehrt zu Schubert zurück. 18 Lieder hat er ausgewählt und sie thematisch geordnet: Liebe, Sehnsucht, Suche nach innerem Frieden, Resignation, Vergebung, das sind die typisch Schubertschen Themen, die er erkundet. Er tut das zusammen mit dem britischen Liedbegleiter Simon Lepper und ließ das Album mit Fotos des marokkanischen Konzeptkünstlers Achraf Baznani schmücken. Und dessen Fotos sind sowas von schön, intrigierend und narrativ, dass der Printteil des Albums allein schon den Kauf dieser Produktion rechtfertigt. Schon sehr, sehr lange, habe ich kein so toll illustriertes Produkt gesehen.
Doch die Musik ist nicht weniger gut. Mit seiner leichten, dynamisch sehr flexiblen, klar artikulierenden und entsprechend textverständlichen Tenorstimme gelingen Arcayürek sehr charakteristische Interpretationen. Die ausgeglichene Stimme mit ihrem lupenreinen Timbre und ihrem lyrischen Sensualismus erlauben es ihm, Schubert ohne falschen Drücker und ohne falsche Innerlichkeit, aber immer mit dramatischer Spannung zu singen.
Bei Schubert, so sagte Walter Berry einmal sinngemäß, müsse der Sänger dem Zuhörer nicht alles vorweinen, er müsse auch ihm noch Tränen übriglassen. Und in den bedrückten Liedern des Programms macht Arcayürek genau das. Er singt gefühl- und ebenso geschmackvoll und gibt seiner Stimme eine Verletzlichkeit, die berührt.
Wo andere Sänger verklärt in verzückten Respekt geraten und Schubert als den ‘unglücklichsten und elendesten Menschen auf Erden’ zelebrieren, sucht Arcayürek stets nach dem Wesentlichen in der Musik und im Wort und kommt so, ohne je zu übertreiben, ohne Manierismen, zu hinreißenden Wirkungen romantischen Kunstgesangs.
Nicht vergessen werden soll Simon Leppers Rolle. Er ist mit so viel Sachkenntnis und so viel Einfühlsamkeit mitgestaltend bei der Sache, dass ohne ihn die Aufnahme wahrscheinlich weitaus weniger gut geworden wäre.
The Austrian-Turkish tenor Ilker Arcayürek returns to Schubert. He has selected 18 songs and organized them in themes like love, longing, search for inner peace, resignation, forgiveness. These are the typical Schubertian themes that he explores. He does this together with the pianist British pianist Simon Lepper and had the album decorated with photos of the Moroccan conceptual artist Achraf Baznani. And his photos are so beautiful, intriguing and narrative that the print part of the album alone justifies the purchase of this release. For a very, very long time, I have not seen such a superb booklet.
But the music is no less good. With his light, dynamically very flexible, clearly articulating and appropriately text-comprehensible tenor voice, Arcayürek succeeds in very characteristic interpretations. The balanced voice with its flawless timbre and its lyrical sensualism allow him to sing Schubert without a false pathos and without false inwardness but always with dramatic tension.
Arcayürek sings with feeling and just as much taste, giving his voice a vulnerability that is touching.
Where other singers fall into rapt respect and celebrate Schubert as the ‘most unhappy and miserable man on earth,’ Arcayürek always seeks the essentials in the music and in the words and thus, without ever overdoing it, without mannerisms, arrives at ravishing effects of romantic art song.
Simon Lepper’s role should not be forgotten. He is involved with so much expertise and so much empathy that without him the recording would probably have been less good.