Wenn der jetzt vierzigjährige Joseph Calleja auf dieser neuen Verdi-CD ‘Se quel guerrier io fossi’ anstimmt, zeigt er gleich, dass es ihm nicht ums Schlagersingen geht, sondern um feines Nuancieren und um persönliche Charakterzeichnung, denn in der Radames-Arie werden auch zärtliche Zwischentöne hörbar, die dem gesungenen Text gerecht werden.
Auch im restlichen Programm gibt es neben einer guten stimmlichen Leistung viel feinfühliges Gestalten mit vielen Gefühlsregungen.
Callejas immer schon angenehme, charakteristische Stimme hat sich im Laufe der Zeit und dank eines klugen Karrierenverlaufs gefestigt. Er kann jetzt ganz auf die Kraft einer offenen, freien, metallisch glänzenden und flüssigen Stimme vertrauen. Eine gebündelte Emission mit einem ganz, ganz feinen Vibrato – die Italiener nennen es Vibratello -, eine gute Artikulation und eine beneidenswerte Geschmeidigkeit sind weitere Trümpfe des Sängers, dem zudem eine dynamische Kontrolle zur Verfügung steht, die es ihm erlaubt, die Stimme in vielen Nuancen genau einzufärben und im Piano eine beachtenswerte Substanz zu behalten.
Und es sind gerade Callejas Vorzüge, die das dadurch umso auffallendere Differenzierungsmanko des Baritons Vittorio Vitelli zeigen, der mit dem Tenor in Duos aus ‘Don Carlo’, ‘Forza del Destino’ und ‘Otello’ singt.
Da stehen sich in ‘Gia la notte e densa’ Calleja und Angela Gheorghiu schon auf gleicher Höhe gegenüber. Es ist einer der Höhepunkte des Programms.