So wie Brahms etwa auch bei seinen Symphonien einen langen Vorlauf hatte, so kann man diesen auch bei den Cellosonaten bemerken. Hatte er selber in jungen Jahren das Cellospiel gelernt, so mutet es gewissermaßen als Umweg an, wenn er große Kantilenen für dieses Instrument erst in dem ersten Trio, dem ersten Sextett und den beiden Klavierquartetten ausführte, bevor er zur ersten Sonate für dieses Instrument kam. Ungewöhnlich an der ersten Sonate ist die Tonart e-Moll, die sich sonst nur in seiner vierten Symphonie wiederfindet. In der zweiten Sonate fasziniert der thematische Aufbau des ersten Satzes, der mit einem Zweitonmotiv auskommt und trotzdem im Verlauf eine Verdichtung erfährt. Beiden Sonaten ist gemeinsam, dass sie dem großen warmen Celloton mit weiten Bögen wie auf den Leib geschrieben sind.
Nicht weniger einfühlsam sind die drei Bearbeitungen von ungarischen Tänzen, die von dem großen Cellisten Alfredo Piatti stammen sowie das erste Lied aus der Reihe der ‘Fünf Lieder für tiefe Stimme’, das ebenfalls der weitgespannten Melodik huldigt.
Claudio Bohorquez wurde in Deutschland geboren, hat jedoch peruanisch-uruguayische Wurzeln. Er war Schüler von Pergamenschikow. Sein Klavierpartner ist der ungarische Pianist Peter Nagy, ebenfalls ein fantastischer Solist und Kammermusiker. Die beiden kennen sich sehr lange und gut, so dass man sich wundert, dass diese CD der beiden wohl erst rund zehn Jahre nach der vorherigen des Cellisten aufgenommen worden ist. Zuvor haben die beiden das Programm in Proben und Konzerten reifen lassen.
Diesem Prozess verdanken die Hörer den samtig weichen und dunklen Ton, der aber nicht mit feurigen leidenschaftlichen Anteilen spart. Die beiden Sonaten sind ein Ohrenschmaus. Die kleineren Beiträge der Tänze und des Liedes zeichnen sich gleichfalls durch eine intensive und natürlich klingende Wiedergabe aus, die auch diesen Werken Bedeutung beimisst und sie nicht nur so mitliefert.