Obwohl die Symphonie von einigen Zeitgenossen als veraltete Form angesehen wurde, kamen im Jahr 1908 neben der 1. Symphonie von Elgar noch die Zweite von Rachmaninov, die Dritte von Ives und die Siebte von Mahler zur Uraufführung. Weigl und Myaskovsky komponierten in diesem Jahr jeweils eine Symphonie. Trotz der Konkurrenz erlebte die Symphonie von Elgar eine überwältigende Aufnahme beim Publikum und erhielt mehr als 100 Aufführungen weltweit in kurzer Zeit.
Elgar hatte sich viel Zeit für die Komposition gelassen. Zum einen entstand das Werk erst nach seinem 50. Geburtstag. Zum anderen beschäftigte er sich mehrere Jahre intensiv mit dem Werk. Das Ergebnis ist eine sehr eigenwillige Klangsprache, bei der die Tonalität in ihrer Kühnheit und doch auch Kultiviertheit neben der weitgespannten schönen Melodie, die die Symphonie eröffnet und begleitet, den englischen Charakter markiert.
Einige Jahre vorher hatte Elgar in Alassio an der italienischen Riviera eine Symphonie schreiben wollen. Es entstand jedoch die Konzertouvertüre ‘In the South’ (Alassio). Als ob Umgebung, Klima und Mentalität der Gegend einen Einfluss genommen haben, präsentiert sich das Werk zunächst mit überschwänglichen Themen, denen gefühlvolle folgen. Ein Bratschensolo schlägt die Brücke zu ‘Harold en Italie’ von Berlioz.
Antonio Pappano und sein Orchester ‘Santa Cecilia’ meistern die technisch herausfordernden Werke bravourös. Die Ouvertüre kommt dank ihres südlichen Charakters den Interpreten entgegen und ihnen gelingt eine schöne Darstellung. Die Symphonie erfährt eine wunderbar getragene Einleitung, die Lust auf viel mehr macht. Und tatsächlich finden sich viele wundervoll musizierte Passagen. Aber es kommt nicht zu einer zusammenhängenden umfassenden Deutung. Manche Momente erklingen geradezu stockend, als ob die Musik steht. Es entsteht zeitweilig der Eindruck einer Kollage, so wirken die Teile nebeneinander gesetzt. Andere Deutungen gleicher Aufführungsdauer klingen schlüssiger und flüssiger.