Für viele steht die Musik von Carl Loewe nicht im Mittelpunkt, und wenn, kennt man ihn als Lied- oder noch spezifischer Balladenkomponisten. Dass er u. a. auch siebzehn Oratorien komponierte, ist weitgehend unbekannt. Loewe wirkte viele Jahre in Stettin und betreute dort das Musikleben in vielerlei Hinsicht. Die späten Jahre seines Lebens kümmerten sich seine Töchter in Kiel um ihn.
Von seinen wenigen geistlichen Oratorien ist „Das Sühneopfer des neuen Bundes“ zu nennen. In romantischer Tonsprache veranschaulicht Loewe den Leidensweg des Jesus von Nazareth vom Besuch in Bethanien bis zur Grablegung. Das Werk auf einen Text von Wilhelm Telschow, der Bibelzitate, Choräle und eigen Worte kombiniert, gliedert sich in drei Teile zu jeweils drei Abschnitten. Damit entsprechen die Szenen mit jeweils bezeichnetem Ort der Handlung genau den Stationen des Passionsberichtes. Loewe kombiniert die Formen Rezitativ, Arioso, Arie, Chor und Choral. Loewe versteht es, der Musik eine personaltypische Prägung und gleichzeitig Ausdrucksstärke zu verleihen. Letztere war Grund dafür, dass dem Oratorium wieder Interesse entgegengebracht wird.
Thomas Gropper hat seine ‘Arcis-Vocalisten’ wieder einmal mit dem Orchester ‘L’Arpa Festante’ und Solisten zusammengebracht, um die miteinander vertrauten Ensembles erneut ein im Schatten stehendes Werk ans Licht zu holen. Dabei gelingt es Chor und Orchester wiederum, ihre Stärken zu vereinen, um dieses mit fast durchgehend ruhigem Tempo gestaltete Werk dennoch mit durchgehender Innenspannung kunstvoll zu beleben.
Auch die vier Solisten tragen mit schlichten, aber eindringlichen Beiträgen dazu bei, die auf Besinnung und Innehalten gerichtete Erzählung mit menschlicher Wärme zu betrachten und dem Hörer dies zu vermitteln.