Das muss ich Gustavo Dudamel hoch anrechnen: Er macht aus Verdis Requiem kein Showstück, sondern gibt dem liturgischen Chorwerk eine Dimension, die sowohl der Dramatik der Musik als auch der spirituellen Seite gerecht wird. Sogar der emotionale Charakter der Komposition kommt, außer wenn Grigolo singt, mit erstaunlicher Justesse zum Ausdruck – und das ist richtig, wenn man bedenkt, dass Verdis Requiem zunächst ein Requiem für die Hinterbliebenen ist.
Dabei war dieses ganze Unternehmen ‘Verdi Requiem’ in der ‘Hollywood Bowl’-Arena ein Wagnis, denn ein solches Werk vor 12.000 Zuschauern im Open Air Theater zu dirigieren, wo meistens Feststimmung und Klassik-Enterntainment angesagt sind, war keine leichte Sache. Dudamel hatte das selber erkannt, denn er stimmte angeblich das Publikum auf die Musik ein und rief die Leute zur Stille auf, die auf Publikumsseite für das Gelingen des Abends ein wesentlicher Punkt sei. Dudamel reift. Kein Zweifel!
Nicht weniger wichtig als die Disziplin des Publikums ist gerade in diesem Opus die Qualität der Solisten. Und hier hatten die Manager aus L.A. eine recht gute Besetzung gefunden. Ganz begeistert bin ich vom warm leuchtenden, von zart bis kraftvoll ausgeglichenen Gesang der Sopranistin Julianna Di Giacomo. Die Mezzosopranistin Michelle DeYoung war an diesem Abend in recht guter Verfassung, wenngleich die Stimme immer wieder durch Unausgeglichenheit, mangelnde Präsenz im unteren Register und zuviel Vibrato leicht irritiert. Das Engagement der Sängerin kann das aber ausgleichen. Auch Ildebrando D’Arcangelos Stimme klingt nicht wirklich schön, sie ist oft farblos, hat immer wieder ganz leichte Intonationsprobleme und ist auch unausgeglichen, besonders auffällig im ‘Mors stupebit’.
Vittorio Grigolo hat zweifellos eine charakteristische, etwas kernige Tenorstimme, aber er ist in dem Quartett der emotionalste, um nicht zu sagen sentimentalste, und der Opernhafteste. Dennoch bleibt der Gesamteindruck des Quartetts am Ende im grünen Bereich.
Das LA Phil spielt auf dem Niveau, den man von einem solchen Orchester erwartet, und auch der Chor ist ein zuverlässiges Instrument in der liebevoll gestaltenden Hand des Dirigenten.
This videodisc contains a moving performances of Verdi’s Requiem Mass. Far from any entertaining perspective Dudamel delivers a spiritually elevated and inspired reading, with power in the Dies irae and much musical refinement elsewhere. For sure this is one mature reading, for me, being rather critical to Dudamel’s conceptions, even astonishingly mature and balanced.