Wolfgang A. Mozart: Klaviersonaten B-Dur, KV 281 + D-Dur, KV 284 Dürnitz + a-Moll, KV 310 + Fantasie in c-Moll, KV 475; Ran Jia, Klavier; # Prospero Classical PROSP0108; Aufnahme 07.12.2024, Veröffentlichung 06.12.2024 (69'47) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Seit ich Ende der Neunzigerjahre nach einem Konzert von Lang Lang geglaubt hatte, er werde sich zu einem der bedeutendsten (wohlbemerkt nicht bekanntesten) Pianisten entwickeln, bin ich sehr vorsichtig geworden. Die chinesische Pianistin Ran Jia hatte ein Kritiker vor einem guten halben Dutzend Jahren als « nächsten Superstar aus China » angekündigt. Nun ist sie das nicht geworden, dafür aber eine ganz ausgezeichnete und intelligente Musikerin. Das ist viel mehr!

Auf ihrem Album bei Prospero Classical widmet sie sich Klavierwerken von Wolfgang Amadeus Mozart.

Sie beginnt mit der burschikos und durchtrieben gespielten Sonate KV 281 und fährt fort mit einer dem Werk angepassten, ernsthafteren, aber immer rhetorischen Interpretation der Sonate KV 284 fort, die für den Amateur-Fagottisten und -Pianisten, Freiherr Taddäus von Dürnitz, geschrieben wurde.

Nach dieser unproblematischen Sonate kommt die a-Moll-Sonate, die achte (je nach Zählung auch die neunte) KV 310, in der sich die Auseinandersetzungen mit dem Vater Leopold ebenso  äußern wie der Tod der Mutter Anna Maria. Sie beginnt zunächst noch heiter, wird aber im weiteren Verlauf immer aufgewühlter, zum Teil auch regelrecht aufmüpfig, was in Ran Jias Interpretation sehr gut zum Ausdruck kommt. Auch das Andante cantabile ist bei Ran Jia in guten Händen, denn neben dem Lyrischen wird auch die Unruhe spürbar. Und das Rondo fließt alles andere als banal dahin. Es offenbart sich hier eine gewisse Ratlosigkeit, ein fast getrieben wirkendes Finale, das abrupt endet.

In der c-Moll-Fantasie findet die Pianistin genau den richtigen Ton, um dieses Stück zum Klingen zu bringen. Ihr Spiel ist schlank, organisch gewachsen, immer rhetorisch, wenn Mozarts Aussage wirkungsvoller Dramatik bedarf, beseelt und tiefgründig, wenn der Komponist uns über seine Seelenqualen informiert. So entsteht eine m.E. perfekte Gewichtung in einer insgesamt sehr differenzierten, mit vielen sensiblen Details aufwartenden Interpretation.

I have been very cautious ever since I thought, after a concert by Lang Lang in the late nineties, that he would develop into one of the most important (not the most famous, mind you) pianists. Half a dozen years ago, a critic heralded the Chinese pianist Ran Jia as « the next superstar from China ». She has not become that, but rather an excellent and intelligent musician. That is much more!

On her album for Prospero Classical, she dedicates herself to the piano works of Wolfgang Amadeus Mozart.

She begins with the Sonata K. 281, played in a boyish and mischievous manner, and continues with a more serious, but always rhetorical interpretation of the Sonata K. 284, written for the amateur bassoonist and pianist Baron Taddäus von Dürnitz.

This unproblematic sonata is followed by the Sonata in A minor, the eighth (or ninth, depending on how you count it), K. 310, which expresses the quarrels with his father Leopold and the death of his mother Anna Maria. It begins cheerfully, but becomes increasingly agitated, at times downright rebellious, which is very well expressed in Ran Jia’s interpretation. The Andante cantabile is also in good hands with Ran Jia, as the restlessness is palpable alongside the lyricism. And the Rondo is anything but banal. It reveals a certain helplessness, an almost propulsive finale that ends abruptly.

In the C minor Fantasy, the pianist finds just the right tone to make this piece resonate. Her playing is slender, organically grown, always rhetorical when Mozart’s statement requires effective drama, soulful and profound when the composer informs us of the torments of his soul. The result is, in my opinion, a perfect balance in an overall much differentiated interpretation with many sensitive details.

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