Diese Aufnahme von Decca ist die zweite Gesamteinspielung der wenig bekannten Oper ‘Arminio’ von Georg Friedrich Händel. Schon 2001 hatte ‘Il Complesso Barocco’ mit Alan Curtis das 1976 wiederentdeckte Werk eingespielt.
Historischer Hintergrund der Geschichte ist der Sieg der Germanen über die Römer im Jahre 9, auch bekannt unter dem Namen ‘Schlacht im Teutoburger Wald’ oder ‘Hermannsschlacht’. Händel bringt eine fiktive Handlung auf die Bühne, die auf Berichten des Tacitus zurückgeht.
Vergleicht man George Petrous Interpretation mit der Sichtweise des verstorbenen Alan Curtis, so zeigt sich das Ensemble ‘Armonia Atenea’ deutlich engagierter. Petrous Interpretation ist spannender und kontrastvoller, mit, vor allem, rasanteren Tempi und scharfen Akzenten. Ob man Petrous kräftigi oder Curtis’ zurückhaltende Interpretation vorzieht, ist letztlich Geschmackssache.
Bei den Solisten fällt auf, dass die männlichen Partien besser und interessanter besetzt sind als bei Curtis. Ohne Überraschung ist Max Emanuel Cencic perfekt für diese sehr männlich konzipierte Titelrolle, die auch stimmlich am besten zu seinem eher dunkleren Timbre passt.
In der Rolle des Sigismondo singt der Koreaner Vince Yi technisch sauber und gestalterisch überzeugend. Auch die weiblichen Interpreten enttäuschen nicht. Die hervorragende Layla Claire als Tusnelda beeindruckt mit ihrer makellosen Technik und Intonation.
Enttäuschend ist eigentlich nur das Werk selbst! Es entstand im Jahre 1736 und wurde komplett vergessen, bis Alan Curtis es ausgrub.
Musikalisch hat Händel hier nichts wirklich Nachhaltiges produziert. Dies kann damit zu tun haben, dass der Komponist unter Arbeitsdruck war, und ‘Arminio’ zusammen mit ‘Guistino und Berenice’ quasi zeitgleich zu komponieren hatte, neben noch weiteren Oratorien und diversen anderen musikalischen Aktivitäten. War er einfach überlastet?