Neben neuen Deutungen bereits eingespielter Werke werden auf dieser CD erstmals 22 Vertonungen der Sudelbücher von Lichtenberg vorgelegt. Kurtag ist der Komponist, der um jeden Ton ringt, was für ihn einen ethischen Aspekt hat; er will für seine Töne geradestehen. Genau das macht auch die Qualität seiner Musik aus. Ein anderes wichtiges Merkmal ist die Nähe zur menschlichen Stimme, die hier auch in den meisten Werken zu Worte kommt. Und zu guter Letzt zeichnen sich unter anderem die eröffnenden Szenen eines Romans durch den Einsatz eines genuin ungarischen Instrumentariums aus, mit Sopran, Violine, Zymbal und Kontrabass.
Die vier Interpreten dieser Aufnahme haben sich die besondere Transzendenz dieser Musik in Fleisch und Blut übergehen lassen und horchen jeden Ton aus, bevor sie weiter gehen. Trotz der Kürze der Werke, die an die zugespitzte Prägnanz japanischer Haikus erinnert, entwickeln sie den richtigen leisen Atem für diese Kompositionen.
Die ukrainische Sopranistin Viktoriia Vitrenko beherrscht vom gesäuselten bis zum eruptiven Ton die gesamte für diese Werke nötige Breite an Ausdrucksvariabilitäten. David Grimal ist bekannt für sein feinsinnig spontan wirkendes und zugleich zupackendes akzentreiches Spiel, dass er nicht nur in den Duos mit Zymbal, sondern eben auch in den Szenen eines Romans die Bebilderung der Szenerie pastellfarben koloriert. Das Zymbal hat als Instrument inzwischen auch über die ungarischen Staatsgrenzen hinaus Verbreitung gefunden, so bis zu Luigi Gaggero. Und das betrifft nicht nur das Instrument, sondern auch die Spielweise, wie er speziell in der Hommage an den ungarischen Maler Franz Berényi zeigen kann. Der Kontrabassist Niek de Groot ist momentan einer der herausragenden Spieler seines Instruments und steuert dementsprechend eine elegant leichtfüßige Basslinie bei.