Johannes Brahms: Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8 - Arnold Schönberg: Verklärte Nacht op. 4 (arr. für Klaviertrio von Eduard Steuermann); Sofya Melikyan, Klavier, David Haroutunian, Violine, Milayel Hakhnazaryan, Cello; # Rubicon RCD1195; Aufnahme 06.2023, Veröffentlichung 15.11.2024 (73'28) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Die obigen Worte von Brahms bezogen sich auf die Neufassung seines Klaviertrios in H-Dur, die er rund dreieinhalb Jahrzehnte nach der Erstkomposition schuf. Die Ausgestaltung des Streichsextetts Verklärte Nacht von Arnold Schönberg zu einem Klaviertrio durch Eduard Steuermann kann man dagegen als durchgreifende Änderung der Frisur wahrnehmen. Die Interpreten haben diese Fassung für sich wiederum noch in Kleinigkeiten geändert.

Die Partitur von Steuermann bildet mit der zuvörderst in den Klavierpart übertragenen Polyphonie die zutiefst verstörende Atmosphäre von Schönbergs Musik zu dem Gedicht von Richard Dehmel auf ihre Weise noch stärker ab, als das originale Sextett, obwohl Steuermann den Originalsatz häufig vereinfacht, um Leichtigkeit und Klarheit des Ausdrucks zu erhöhen.

Das Trio der Pianistin Sofya Melikyan, des Geigers David Haroutunian und mit Milayel Hakhnazaryan am Cello vollendet mit dieser Aufnahme seinen Zyklus mit den Trios von Brahms. In ihrer Sicht zeigen sie im Trio op. 8 in der Version von 1889 ein von ihnen zutiefst durchdrungenes Werk. Die Verdichtung der Musik ist ihrem leichtgängigen Spiel nicht anzumerken, wohl aber die Darstellung der romantischen Seite des Werkes, ohne deswegen diesen Aspekt übergebührlich zu strapazieren.

Dem Trio gelingt es in seiner Interpretation, den in der Umarbeitung erhalten gebliebenen jugendlichen Elan der Komposition zu heben und gleichzeitig die mit der Änderung gefundene formale Prägnanz und stimmige Verarbeitung subtil herauszustellen. So entwickeln sie die ganze Schönheit des Werkes mit feingliedrig abgestimmtem Spiel und ausgereifter Ausdruckssensibilität.

Die Klaviertriofassung von Verklärte Nacht wird vom Trio mit inspirierend intensiver Dichte und Fülle des Ausdrucks geformt. So machen sie einerseits die tiefen Gefühle des zugrunde liegenden Gedichtes deutlich, andererseits zeigen sie auch die kristalline Klarheit dieser Fassung auf. Dabei gelingt es ihnen, die expressive Beredsamkeit und den koloristischen Reiz zu bewahren.

Brahms’ words « didn’t put a wig on [him] – but combed and organized his hair a bit » refer to the new version of his Piano Trio in B major, which he created around three and a half decades after the first composition. The arrangement of Arnold Schönberg’s string sextet Verklärte Nacht as a piano trio by Eduard Steuermann, on the other hand, can be perceived as a radical change of hairstyle. The performers, in turn, have made minor changes to this version.

Steuermann’s score, with the polyphony transferred primarily to the piano part, reproduces the deeply disturbing atmosphere of Schoenberg’s music to Richard Dehmel’s poem even more strongly than the original sextet, although Steuermann often simplifies the original movement in order to increase the lightness and clarity of expression.

The trio of pianist Sofya Melikyan, violinist David Haroutunian and cellist Milayel Hakhnazaryan completes its cycle of Brahms’ trios with this recording. In their view, the Trio op. 8 in the version from 1889 is a work that is deeply imbued with them. The compression of the music is not noticeable in their light-footed playing, but the presentation of the romantic side of the work is, without unduly straining this aspect.

In its interpretation, the trio succeeds in enhancing the youthful verve of the composition, which has been preserved in the reworking, while at the same time subtly emphasizing the formal conciseness and harmonious treatment found in the alteration. In this way, they develop the full beauty of the work with finely tuned playing and mature expressive sensitivity.

The piano trio version of Verklärte Nacht is shaped by the trio with an inspiringly intense density and fullness of expression. On the one hand, they make the deep feelings of the underlying poem clear, on the other hand they also demonstrate the crystalline clarity of this version. In doing so, they succeed in preserving the expressive eloquence and coloristic charm.

  • Pizzicato

  • Archives