Dass Mendelssohn in Hamburg geboren wurde und Brahms als Norddeutscher ebenfalls, ist kaum erwähnenswert. Beide zeichnet aber aus, dass sie Hamburg nach einiger Zeit verließen und nicht zurückkamen. Arnold Krug jedoch blieb, bis auf Studien- und Lehrjahre in Leipzig und Berlin sowie ein Jahr in Italien und Frankreich, seiner Heimat treu. Sein Studium der Komposition schloss Krug 1878 in Rom an der ‘Accademia di Santa Cecilia’ erfolgreich ab. Im Folgejahr kehrte er als Professor der Musik nach Hamburg zurück. Hier wirkte er vor allem als Dirigent von Gesangvereinen wie der Arnold Krugschen und der Altonaer Singakademie. Ab 1885 war Arnold Krug auch als Lehrer für Komposition tätig.
Neben etlichen Chor- und Klavierkompositionen hat er auch ein symphonisch und überschaubar für die Kammermusik einiges vorzuweisen. Das Streichsextett und das Klavierquartett werden vom Linos Ensemble vorgestellt. Streichquartett und Klaviertrio können noch folgen. Seiner Musik fehlt es vielleicht an der herausragenden Qualität markanter Eigenart. Aber sie ist feinsinnig, gelungen gesetzt und wie im Adagio des Sextetts auch innig und verströmt ihre nicht zu leugnenden Reize.
Das Sextett ist auch noch aus anderem Grunde bemerkenswert. Es erhielt den Preis des Alfred Stelzner Wettbewerbs. Dieser Wettbewerb war ausgelobt worden, um Werke für die Violotta und das Cellone zu fördern. Diese vom Namensgeber des Wettbewerbs gebauten Instrumente sollten die Lücke zwischen Viola und Cello einerseits füllen bzw. andererseits den unhandlichen Kontrabass ersetzen. Krug hat klugerweise Stimmen für die übliche Besetzung eines Sextetts mitgeliefert. Diese Ersatzversion aus der Hand des Komponisten hören wir hier.
Das ‘Linos Ensemble’ hat in den vierzig Jahren seines Bestehens einen ausgezeichneten Ruf für ideenreiche Programmgestaltungen sowie frische und mitreißende Konzerte erworben. Die Mitglieder, die aus verschiedenen Orchestern stammen oder Dozenten sind, haben sich ihre Neugier bewahrt. Auch aus diesen Werken kitzeln sie alle Feinheiten heraus, ohne deswegen den Fluss und den Gestaltungsbogen zu vernachlässigen. Wieder einmal gelingt es Ihnen, unbekannten Werken den belebenden Atem einzuhauchen.