Mit dem Utrechter Te Deum & Jubilate sowie der Suite aus Il Pastor fido und der Ode for the Birthday of Queen Anne beschloss die Gaechinger Cantorey mit ausgewählten Solisten unter der Leitung von Hans-Christoph Rademann das Stuttgarter Musikfest 2018. Nun präsentiert Carus in Kooperation mit SWR2 einen Livemitschnitt dieses Konzerts aus der Liederhalle vor Ort. Wer seinerzeit also nicht die Möglichkeit hatte, diesem exquisit musizierten Erlebnis vital verstandener Barockmusik persönlich beizuwohnen, bekommt nun die Möglichkeit, die attraktive Kompilation aus dem Schaffen Händels zwischen 1712 und 1713 in einer gut abgemischten und von Störgeräuschen einer Liveaufnahme freien Produktion zu genießen.
Galant eröffnet die Suite aus HWV 8a: Transparenz auf allen Ebenen zieht sich wie ein roter Faden durch die Sätze wie auch durch die folgenden Stücke. Das Tempo ist lebendig, doch Rademann verzichtet dankenswerterweise darauf, den Bogen zu überspannen, sondern schenkt auch wunderbar verhaltene Momente. Soli und Tutti befinden sich in konturreicher Zwiesprache. Das funktioniert auch bestens zwischen den Vokalisten und Instrumentalisten: Beispielsweise umschweben zu Beginn der Ode fort the Birthday of Queen Anne Altus und Solotrompete einander leichtfüßig, bevor dann der Chor mit wohl dosierter Kraft einsetzt.
Auch im Vokalensemble herrschen ansprechende Durchhörbarkeit und Balance zwischen den perfekt homogen besetzten Registern. Christina Landshamer (Sopran), Anja Scherg (Sopran), Reginald Mobley (Altus), Benedikt Kristjánsson (Tenor) und Andreas Wolf (Bass) sowie die Gaechinger Cantorey mit Chor und Orchester sind durch die Bank weg schön anzuhören. Trotz schlanker Besetzung klingt der Chor satt und saftig, kernig unterfüttert durch die Instrumente.
Die zentralen Werke sind natürlich das Utrechter Te Deum & Jubilate, die wie die Ode in englischer Sprache gesungen werden – interessanterweise die bei gängigen Versandhändlern derzeit nahezu einzige gelistete Einspielung in dieser Version. Mit dieser Musik, einer faszinierenden Kombination aus weltlichem Glanz und geistlicher Innigkeit, avancierte Händel zum Nationskomponisten der Briten – Hans-Christoph Rademann spürt dieser Idee kundig nach und leitet eine würdige Erinnerung an diese ‘Inthronisierung’.