Händels Reise nach Rom war für den 22-jährigen Komponisten ein erster Berührungspunkt mit der Kultur, aus der die Oper hervorgegangen ist und für den sächsischen Orgelvirtuosen offenkundig höchst inspirierend. Das belegen Kantaten ebenso wie bekanntere Vokalwerke aus der römischen Zeit, etwa ‘Il Trionfo del Tempo e del Disinganno’ oder ‘Aci, Galatea e Polifemo’.
Als Angestellter des Kardinals Ottoboni lernte Händel Corellis ‘Concerti grossi’ kennen, erweiterte seine Kenntnis der Opernliteratur, hörte Kantaten Alessandro Scarlattis und verkehrte an der ‘Accademia dell’Arcadia’, der von Königin Christina von Schweden gegründeten Institution zur Förderung des Schönen.
Bekannt wurde ‘Il Trionfo del tempo et del disinganno’ aber erst in einer revidierten Fassung, während neuerdings immer öfter auf die Originalfassung zurückgegriffen wird. Und hin und wieder wird das Oratorium auch szenisch dargeboten, wie in vorliegendem Fall in einer Produktion des Festivals von Aix-en-Provence.
Regisseur Krzysztof Warlikowski hat für seine Version der allegorischen Handlung über Zeit und Vergänglichkeit das Leben der Jugendlichen der 1968er Generation als Ausgangspunkt genommen, eine Welt der Freizügigkeit, basierend auf Musik, Film, Drogen und Sex, die sich mit der libertär propagierten Befreiung alternativer Lebensformen, dem System und seinem Autoritarismus entgegenstellt. Die Inszenierung passt und funktioniert großartig, sie macht das opernhafte Oratorium zu einem spannenden Erlebnis.
Die musikalische Realisierung ist nicht weniger großartig, mit Sabine Devieilhe als dramatische Bellezza und einem verstörten, berauschten Piacere, der von Franco Fagioli wunderbar desillusioniert dargestellt wird. Auch Sara Mingardo (Disinganno) und Michael Spyres (Tempo) sind absolut brillant in ihren so ernsten (Eltern)-Rollen.
Das Instrumentalensemble ‘Le Concert d’Astrée’ unter Emmanuelle Haïm, spielt voller Elan und steht den Solisten mustergültig zur Seite.
This staged version of Handels oratorio Il Trionfo del Tempo e del Disinganno set in 1968 and featuring young people in drugs and sex, denying the world of the elder people, is absolutely brilliant and deep as well. The musical side is no less thrilling.