Die Brockes-Passion ist ein Libretto des Hamburger Ratsherrn Barthold Heinrich Brockes. Sie wurde mehr als zehn Mal vertont. Die berühmtesten Versionen stammen von Keiser, Mattheson, Telemann sowie Händel. Der Text behandelt das Passionsgeschehen in den Evangelien der Bibel, der Text wurde allerdings in Versform nachgedichtet. Das Libretto macht konkrete Vorgaben, welche Teile als Rezitativ, Arie oder Chor gedacht sind. Die Handlung wird teils vom Evangelisten berichtet, teils durch rezitativische Dialoge vorgetragen und kommentiert. Neun Abschnitte, als Soliloquium gekennzeichnet, sind empfindsame und moralisierende Reflexionen durch eine Einzelperson.
Das Libretto wurde stets für den künstlerischen und erhabenen Stil gerühmt, der mit rhetorischen Mitteln die stärksten Gefühle bei Lesern und Hörern hervorruft. Typisch sind bildhafte und lautmalerische Darstellungen sowie gegensätzliche bzw. paradoxe und drastische Formulierungen. Je größer der durch die Leidensgeschichte hervorgerufene Schrecken ist, desto größer wird schließlich auch das Gefühl der Erleichterung durch die Erlösung sein. Beeinflusst wurde Brockes durch den italienischen Stil des Marinismo, den Schwulststil.
Lars Ulrik Mortensen widmet sich dieser Brockes-Passion aus der Hand von Händel nun mit dem Concerto Copenhagen sowie mit neun Sängern, die sowohl solistisch als auch im Chor ihre Stimmen hören lassen. Instrumental entwickeln sie eine lebendige Klangwelt, die durch die abwechslungsreiche Gestaltung der Komposition unterstützt wird. Das Ensemble spielt historisch informiert mit Freude an der Darstellung, aber nicht puristisch oder akademisch, so dass das Zuhören Freude bereitet
Auch die Gesangsstimmen überzeugen mit ausgeprägter Sangeskunst, die die Botschaft des Werkes angemessen verdeutlicht. Alle Sänger müssen nicht übertreiben, sondern können ihre Stimmen frei entfalten. Das führt zu einem entspannten Singen, dass seinen Reiz hat. Leider fallen die Gesangslinien aber mit einem Manko auf, nämlich der Textverständlichkeit. Da man beim Label cpo nicht annehmen kann, dass die Aufnahme unter schlechten technischen Bedingungen erfolgte, das wäre ein Novum, muss man wohl davon ausgehen, dass bis auf Hanna Zumsande alle als Fremdmuttersprachler das Deutsche nicht so deutlich artikulieren, wie es wünschenswert wäre. Sicher, es lassen sich auch immer wieder Worte und Passagen verfolgen, aber es ist nicht einfach und nicht durchgehend erfolgreich. Dadurch wird der Gesamteindruck leider beeinträchtigt.