Joseph Haydns ‘Die Sieben Worte des Erlösers am Kreuz’ gibt es bekanntlich in drei Fassungen: für Orchester, als Kantate und in der hier eingespielten Fassung für Streichquartett. Das Orchesterstück entstand zuerst, und zwar 1786 als Auftragswerk der Domherren von Cadiz. Das Werk war als Meditationsmusik für die Karfreitagsliturgie bestimmt. Die Quartettfassung wurde 1787 veröffentlicht. In ihr hat Haydn das aus sieben Sonaten bestehende Werk noch weiter kondensiert als in der farbigeren Orchesterversion und stellt somit die Interpreten vor das gewaltige Problem der Gestaltung von sieben langsamen, in ihrem Ausdruck ähnlichen Sätzen.
Von diesem Opus 51 gibt es bereits etliche herausragende Aufnahmen mit dem Borodin Quartett, dem Rosamunde Quartett und dem Cuarteto Casals (Rezension). Das niederländische Matangi Quartet legt nun eine Einspielung vor, die ebenfalls das Prädikat ‘Herausragend’ verdient.
Wenn man die CD mit dem schwarzen Cover aufklappt, liegt die Silberscheibe inmitten einer Dornenkrone. Dieser allein schon sehr heftige und graphisch eminent artistische Eindruck wird musikalisch noch in der Einleitung verstärkt, die sehr scharf und traurig klingt. Dennoch zeigen schon feine Nuancen in dieser Einleitung, dass dies durchaus keine ‘schwarze’ Interpretation werden wird. Im weiteren Verlauf gelingt es den Matangis, die meditative Musik in ihrem Trauerkleid nicht dunkel werden zu lassen, sondern ihr die Transparenz und den nötigen musikalischen Reichtum zu verleihen, welche die Kunst Haydns wirkungsvoll unterstreichen. Nuancen in Dynamik und Farbe, subtile Phrasierungen, ausdrucksvolle Pausen lassen die Musik in ihrer ganzen Bedeutsamkeit erscheinen, ohne jede Übertreibung, immer geschmackvoll und mit einer hervorragenden Stilkenntnis und Stilsicherheit. Das alles macht diese Wiedergabe zu einer weiteren Referenzaufnahme eines der größten Werke der Quartett-Literatur.